
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Nicht nur für Busfahrer
Neuer Philosophiediskurs im Bildungsforum
Stand:
Ein wenig Philosophie zum Feierabend könne nicht schaden, dachten die Mitarbeiter von Volkshochschule und Bibliothek. Am gestrigen Dienstagabend starteten sie deshalb im Veranstaltungssaal im Bildungsforum eine neue Reihe: Philosophischer Diskurs für Selbstdenker. Zur Auftaktveranstaltung mit Wilhelm Schmid mussten zusätzliche Stühle für die etwa 90 Besucher aller Altersgruppen, Studenten bis Senioren, geholt werden.
Bei den monatlichen Veranstaltungen mit dem Motto „Philosophie im Dialog“ sollen auch die Gäste zu Wort kommen. Moderator Stefan Mertens von der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Uni Potsdam stellte die Gäste jedoch zunächst auf eine Geduldsprobe. Sein 20-minütiger Einführungsvortrag über Schmids Thesen wäre nicht nötig gewesen. „Das versteht kein Mensch“, klagte ein mündiger Gast laut, und meinte es durchaus doppeldeutig. „Zu leise, zu schnell, zu kompakt.“ Dabei liebe er Schmid eigentlich, weil er seine Gedanken klar und einfach darstellen kann.
Nachdem das Mikrofon endlich funktionierte, kam auch Wilhelm Schmid zu Wort. Der 61-jährige Wahlberliner, Familienvater, Seelsorger, Dozent und Bestseller-Autor ist freier Philosoph mit Schwerpunkt Lebenskunstphilosophie. Diese und sein neues Buch „Dem Leben Sinn geben. Von der Lebenskunst im Umgang mit Anderen und der Welt“ stellte er anschaulich vor. Inspiration für das Thema habe ihm ein Berliner Busfahrer geliefert, so Schmid. Nachdem er sich im Bus als Philosoph geoutet hatte, fragte der Fahrer: „Was ist nun der Sinn des Lebens?“
Ob etwas sinnvoll oder sinnlos sei, – im Übrigen eine stets subjektive Betrachtung – hänge davon ab, ob man darin Zusammenhänge sieht. „Was ist der Grund dafür, was habe ich davon? Das fragen wir uns“, sagte Schmid. Das gelte auch für Beziehungen. Läuft es gut, liefere sie den Beteiligten tolle Gedanken, starke, gute Gefühle – umgekehrt nicht. „Ein sinnerfülltes Leben ist ein Leben mit guten Beziehungen“, sagte Schmid. Und bat die Zuhörer: „Bitte prüfen Sie meine These!“
Die kommenden zwei Veranstaltungen für Feierabend-Philosophen sind bereits geplant: Am Dienstag, dem 25. Februar, geht es um die jüdisch-deutsch-amerikanische Publizistin Hannah Arendt. Dabei werden ihr Interview aus dem Jahre 1964 mit Günter Gaus, ihr Buch „Adolf Eichmann in Jerusalem“ sowie Arendts These von der „Banalität des Bösen“ zur Diskussion gestellt. Im März wird es um die Weltanschauung des Philosophen Friedrich Nietzsche gehen: „Gott ist tot. Leben und Werk Nietzsches“, heißt es an diesem Dienstagabend. Der Eintritt beträgt jeweils fünf Euro. Steffi Pyanoe
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: