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Mädchen sind gefragt. HPI-Studentin Lisa Ihde (links) stellte am Montag auf der Cebit-Messe Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (2. v. r.) ihren neuen IT-Onlinekurs vor, der sich vor allem an Mädchen richtet.

© HPI

Hasso-Plattner-Institut: Informatik-Kurs für junge Frauen: „Nicht nur Männersache“

Mit elf hat Lisa Ihde ihre erste Homepage erstellt. Mit einem Onlinekurs will die HPI-Studentin künftig mehr Mädchen für IT-Berufe begeistern.

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Potsdam - Mit elf Jahren wollte Lisa Ihde ihre Mutter mit einer eigenen Homepage überraschen und begann, sich näher mit Informatik zu beschäftigen. Dabei habe sie dann gemerkt, wie viel Spaß ihr das Programmieren macht, erzählt die heute 20-jährige IT-Systems Engineering-Studentin des Hasso-Plattner-Instituts. Jetzt möchte Ihde auch andere Mädchen für Berufe im IT-Bereich begeistern: Dafür hat die Potsdamer Bachelorstudentin einen zweiwöchigen Onlinekurs entwickelt, der Mädchen beim Erstellen einer eigenen Homepage helfen und ihnen zeigen soll, dass Informatik „nicht nur Männersache“ ist.

Kostenlose Online-Workshops für junge Frauen

Da Frauen in der IT-Branche traditionell unterbesetzt sind, kam ihr die Idee, sich in einem Onlinekurs direkt an Mädchen und junge Frauen zu richten. Christoph Meinel, Direktor des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) in Potsdam, an dem Ihde studiert, war davon begeistert. Mit „openHPI“ bietet das Institut eine Bildungsplattform für kostenlose Online-Workshops – ab dem 6. Juli wird auch Ihdes Kurs darunter sein. Viele Mädchen wüssten nicht, wie einfach das Programmieren sein kann, meint die Oranienburgerin. Aber wenn sie sehen, dass der Kurs ebenfalls von einem Mädchen geleitet würde, würden sie „hoffentlich dranbleiben“.

Vorgestellt hat Ihde ihren Onlinekurs am gestrigen Montag auf der Computermesse Cebit in Hannover und dabei auch mit Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) über den Frauenmangel im IT-Bereich diskutiert. „Ich finde es sehr wichtig, dass auch Politikerinnen Mädchen und junge Frauen motivieren, die Informatik für sich zu entdecken“, so Lisa Ihde. Wanka habe sich eine Beispielhomepage angeschaut und ausgesprochen positiv auf das Konzept der Studentin reagiert, erzählte sie im Anschluss. Die Bildungsministerin würde den Kurs für einen guten Ansatz halten, Mädchen für die Informatik zu begeistern, berichtete Ihde. „Sie fand es toll, dass etwas für die Mädchen angeboten wird.“ Für die zukünftigen Teilnehmer des Onlinekurses hat die Bildungsministerin dann anschließend noch ein Grußwort aufgenommen.

Meinel vom HPI hofft, dass gerade Schülerinnen im deutschsprachigen Raum die Botschaft der Ministerin als klare Einladung zum Mitmachen verstehen würden.

Workshop richtet sich an Mädchen - aber nicht nur

In ihrem Kurs möchte die Studentin zeigen, worauf es beim Erstellen einer Homepage ankommt. Neben dem Umgang mit dem Urheberrecht sollen aber auch kreative Aspekte Teil des Workshops sein, zum Beispiel das Erstellen von eigenen Icons. Zwar gehören laut Ihde zur Zielgruppe vor allem Mädchen, die Fotos von Reisen, Modetrends oder ähnlichem teilen wollen, doch können natürlich auch Jungen an dem Kurs teilnehmen. Für einen ebenfalls über openHPI angebotenen Kurs zu der Programmiersprache Phython hat es in der Vergangenheit über 7000 Anmeldungen gegeben. Über so ein hohes Interesse würde sich Ihde sehr freuen, besonders wenn viele Schülerinnen dabei wären. Seit einigen Tagen ist das Einschreiben über die Website des HPI möglich.

Auch über einen Folgekurs denkt Ihde bereits nach. Sie wolle die Teilnehmer nicht in den ersten zwei Wochen mit verschiedenen Programmiersprachen überfordern, sagt sie. Vielleicht biete sie aber später einen Kurs zu HTML und JavaScript an, „wenn die Grundlagen da sind“.

81 Männer - und nur neun Frauen

Für den Studiengang IT-Systems Engineering am Hasso-Plattner-Institut entschied sie sich nicht zuletzt deshalb, weil auch ihr älterer Bruder dort studiert. Daher kannte Ihde den Studiengang. In ihrem Jahrgang behaupten sich zurzeit neun Frauen gegenüber 81 Männern. Die Studentin erklärt sich das Verhältnis unter anderem damit, dass zu wenig für solche Studiengänge geworben würde und sich deswegen kaum Mädchen davon angesprochen fühlten. „Dabei ist gerade IT-Systems Engineering sehr vielfältig“, meint Ihde. Doch auch sie selbst hätte sich womöglich weniger dafür interessiert, wenn nicht ihr Bruder und die Lehrer an ihrem Gymnasium, die ihr damals das Mitarbeiten an der Schulhomepage ermöglichten, gewesen wären. „Eigentlich ist das Angebot da, man müsste nur mehr werben.“

Das Bewerbungsverfahren für ihr Studium am HPI beschreibt Ihde übrigens als „krass“. Auf die in der Regel angebotenen 80 Plätze hätte es vier- bis fünfmal so viele Bewerber gegeben, viele von ihnen mit einem Notendurchschnitt von 1,0.

Hier geht es zum Workshop >>

Merle Janssen

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