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Landeshauptstadt: Nicht wählen war gestern

30 Bewerber, 150 000 Flyer, 15 000 Klicks: Jetzt stehen die Sieger der Erstwählerkampagne fest

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Nur Wählen gehen reicht ihr nicht. Juliane will am 28. September Wahlhelferin werden. Und sogar eine Karriere als Politikerin kann sich die 20-Jährige in Jeans und grünem T-Shirt vorstellen. Am Sonntag war es entschieden: Juliane ist die Gewinnerin der Erstwählerkampagne „Ich wähle weil“. 2779 Potsdamer stimmten für die Nuthetalerin. Gemeinsam mit den drei Nächstplatzierten präsentierte sie sich jetzt der Presse.

Einen regelrechten „Wahlkampf“ haben die 30 Jungwähler aus Potsdam und Umgebung, die an der Kampagne des Medienlabors teilgenommen haben, hinter sich. In den vergangenen Wochen verteilten sie insgesamt 150 000 Wahl-Flyer mit dem eigenen Foto in Kneipen und Jugendclubs, aber auch bei Freunden und in der Familie. Jean-Pierre Winter vom Medienlabor spricht von einem „ungemeinen Echo“: 15 000 Gäste klickten sich auf der Internetseite durch die Liste der Bewerber und stimmten über Potsdams überzeugendsten Wahlslogan ab – und das sympathischste Auftreten.

Gewonnen haben vier junge Frauen: Juliane, Julia, Steffi und Nora. Ihre Gesichter sollen im September noch einmal von 5000 Plakaten zur Wahl aufrufen. Wie viele Erstwähler dann tatsächlich in die Wahllokale gehen, bleibt abzuwarten.

Die Kampagne geht unterdessen weiter: Auf der Internetseite kann man sich über Parteien informieren, ihre Kandidaten per Mail ausfragen oder sich der „Sonntagsfrage“ stellen: Gestern lag dabei die Wählergruppe „Die Andere“ mit 30,4 Prozent vorn, gefolgt von der SPD mit 20,7 Prozent und dem Bürgerbündnis mit 19,6 Prozent. Außerdem haben sich insgesamt 157 Politiker aus acht Parteien und Wählergemeinschaften mit einem persönlichen Profil angemeldet.

Julia, die auf dem zweiten Platz landete, entdeckte auf der Seite sogar einen Politiker im Freundeskreis: „Man weiß gar nicht, dass man die Leute kennt“, staunte die 23-Jährige, die im holsteinischen Heide Tourismus-Management studiert. „Durch diese Gesichter nimmt die Politik viel mehr Leben an“, sagt sie.

Auch die anderen Gewinnerinnen können von spannenden Diskussionen berichten: „Die Aktion hat dafür gesorgt, dass überhaupt über die Wahl gesprochen wird“, erzählt Steffi, die mit 2701 Stimmen auf Platz drei landete. Die Kampagne war für die 19-jährige Bornstedterin, die ab Oktober Geoökologie an der Uni Potsdam studieren will, der erste Kontakt mit dem Thema Politik: „Ich dachte, dass es langsam an der Zeit wäre, dass ich die Nase da mal reinstecke, um mich ordentlich zu informieren.“ Auch Nora, die gerade ein Freiwilliges Ökologisches Jahr im Haus der Natur absolviert, hatte sich vorher „gar keine großen Gedanken gemacht“ – und irgendwie auch keine Hoffnungen auf eine Platzierung. Umso überraschter war sie, als ihre Freunde ihr erzählten, wie gut sie bei der Wahlkampagne im Rennen lag. „Ich wähle, weil nicht wählen war gestern“ lautete ihr Slogan.

Gewinnerin Juliane dagegen war bereits ehrenamtlich politisch tätig: „Im Jugendparlament Nuthetal.“ Sie weiß auch schon, wo sie ihr Kreuzchen setzen wird. In Nuthetal, sagt sie, sei die Entscheidung einfach: „Die meisten kennt man persönlich.“ Julia, Steffi und Nora dagegen haben sich noch nicht entschieden.

Im Internet: www.ich-waehle-weil.de

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