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Von Jana Haase: Nichts erzwingen

Im September startete das Hilfsprojekt „Die Arche“ in Drewitz: 140 Kinder essen dort Mittag

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Drewitz - Für Franzi und Claudi sind es besondere Herbstferien: Die beiden Schwestern gehen jeden Tag in ihre Schule. Denn dort, in der Grundschule am Priesterweg, kümmern sich erstmals vier Mitarbeiter des christlichen Kinderhilfsprojektes „Die Arche“ um die Ferienkinder – kostenlos. Franzi und Claudi können so zusammen mit anderen Kindern spielen, toben oder basteln. „Sonst müsste ich einfach mit Mutti mit auf Arbeit“, erzählt die elfjährige Franzi. Denn in den Hort kann sie als Fünftklässlerin nicht mehr. Sie findet die „Arche“ aber auch besser als Zuhause: „Zuhause kann man nichts machen außer fernsehen“, sagt Franzi, eins von sieben Geschwistern. Hier, beim „Arche“-Team, hat sie nun schon eine Federtasche gebastelt und gelernt, wie man Kekse bäckt. „Das war am spannendsten“, erzählt sie: „Ich habe die Kekse mit nach Hause genommen.“

Etwa 20 Kinder kommen wie die beiden Schwestern zur „Arche“-Ferienbetreuung in die Priesterweg-Schule, erklärt Oliver Valdorf, der pädagogische Leiter des Potsdamer „Arche“-Ablegers. Zum kostenlosen Ferien-Mittagessen sind es dann sogar doppelt so viele: „Das ist wirklich schön für den Anfang“, sagt der 34-jährige Sozialpädagoge. Und das sind nur die Ferien-Zahlen: Während der Schulzeit kommen laut Valdorf sogar 100 Kinder zum kostenlosen Mittagessen, weitere 40 essen zum verbilligten Preis von 1,10 Euro. „Das ist schon extrem“, findet Oliver Valdorf: „Diese 100 Kinder hätten hier nicht gegessen, wenn es das Arche-Angebot nicht gäbe.“ Mit Schuljahresbeginn am 1. September startete Valdorf mit drei Kollegen die Arbeit in Drewitz. Finanziert wird das christliche Projekt, das 1995 in Berlin entstand, über Spenden. In Potsdam gehört TV-Journalist Günther Jauch zu den Unterstützern.

Noch aber ist das Haus in der Oskar-Meßter-Straße, das später „Die Arche“ beherbergen soll, eine heruntergewirtschaftete Baracke neben der Schule. Die Bauanträge laufen, Gespräche mit Architekten und Firmen finden statt: „Wir hoffen, dass es im Frühjahr losgeht“, sagt Valdorf. Auf 500 Quadratmetern sollen später verschiedene Räume Platz finden, darunter ein Computerraum und ein Tanzraum. Mit 60 bis 70 Kindern pro Tag rechnet Oliver Valdorf, der bereits in der „Arche“ in Berlin-Hellersdorf arbeitete.

Darüber, dass er und seine Kollegen zwischenzeitlich in der Priesterweg-Grundschule unterkommen, ist er froh: „Die Schulleiterin Elvira Eichelbaum hat die Kinder im Blick und möchte, dass da was gemacht wird“, sagt Valdorf. Auch von den Lehrern habe er Rückmeldung über seine Arbeit bekommen, berichtet der Sozialpädagoge: Seit es das kostenlose Mittagessen gibt, seien die Kinder konzentrierter.

Die Zusammenarbeit mit der Schule soll auch nach dem Umzug ins Nachbargebäude bestehen bleiben: So sei etwa Hausaufgabenbetreuung mit Arche-Unterstützung denkbar. Auch die Eltern will Oliver Valdorf langfristig mit einbeziehen: „Wir wollen eine Plattform schaffen, die Eltern sollen neue Perspektiven bekommen“, sagt der Sozialpädagoge. Ein Elternfrühstück oder kleine Angebote wie Kochkurse schweben ihm vor: „Das kann man aber nicht erzwingen, das muss miteinander wachsen.“

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