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Links und rechts der Langen Brücke: Niemeyer wackelt

Sabine Schicketanz fragt, ob das ehrgeizige Millionen-Projekt auf dem Brauhausberg tatsächlich zu realisieren ist

Stand:

Potsdams Millionenprojekt Niemeyer-Bad wackelt. Allerdings war dies vorauszusehen. Nicht erst seit gestern gibt es Proteste und ernsthafte Bedenken, ob der ehrgeizige und sehr schöne Freizeitbad-Entwurf tatsächlich zu realisieren ist. Dabei spielen zahlreiche Faktoren eine Rolle: Die Investitionskosten sind mit offiziellen 38,5 Millionen Euro bereits sehr hoch – und doch ist dies schon die abgespeckte Variante. Ursprünglich lag die Kalkulation bei 48 Millionen Euro. Ein Indiz dafür, wie schwer es sein dürfte, die Schallmauer der 38,5 Millionen Euro nicht zu durchbrechen. Offene Fragen gibt es auch beim künftigen Betrieb des Bades. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Großprojekt in Potsdam Folgekosten in immenser Höhe verursacht, die dann unweigerlich die Stadt übernehmen muss. Doch Potsdam ist pleite, kann und darf sich keine weiteren Millionenrisiken zumuten. Das heißt, die Stadtwerke Potsdam – eine hundertprozentig städtisches Unternehmen – müssen eine niet- und nagelfeste Betriebskalkulation vorlegen. Auf die Stadtwerke kommt zudem zu, dass sie die Finanzierungslücke zwischen tatsächlichen Kosten und Fördersumme schließen müssen – hier wurde bei 12 Millionen Euro die Grenze gezogen, doch bereits diese Summe erscheint nicht unproblematisch. Ganz zu schweigen von den Vorbehalten, die es im Land gegenüber dem Freizeitbad gibt. Der Niemeyer-Badetempel bedrohe die Existenz zahlreicher Bäder und Thermen, heißt es nachvollziehbar. Schließlich ist davon auszugehen, dass erholungswillige Berliner künftig lieber ins Potsdamer Niemeyer-Bad als nach Belzig, Bad Wilsnack oder Templin fahren. Sollte die Entscheidung für Potsdam tatsächlich eine gegen die Standorte im Land sein, dürfte sich das Wirtschaftsministerium damit schwer tun. Zumal es genügend Beispiele gescheiterter Brandenburger Großprojekte gibt – und „Tropical Island“ in Brand das Land gerade um 10 bis 15 Millionen Euro Förderung gebeten hat.

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