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Landeshauptstadt: Noch drei Pantoffeln frei

Neues Palais präsentierte sich zum Saisonabschluss tausenden Besuchern im nächtlichen Lichterglanz

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Sanssouci - 2682 „elektrische Glühlichtlampen“ wie 1911 zur Kaiserzeit leuchteten Samstagnacht zwar nicht im Neuen Palais, aber „wir haben alles angeschaltet, was möglich war“, versicherte Kastellan Jens Straßburger. Und so strahlte Potsdams größter Schlossbau wie für den Saisonabschluss angekündigt wahrhaftig im „Lichterglanz“. Im Grottensaal hoben sich farbig angestrahlt die Skulpturengruppen mit Meeresgottheiten und -bewohnern aus der Dämmerung, selbst Delphinrufe wurden eingespielt. In der Königswohnung des Alten Fritz, im Marmorsaal, im Rokokotheater oder in den für den Thronfolger Prinz Friedrich Wilhelm (II.) bestimmten, sonst nicht zugänglichen Räumen spendeten die Wandlichter und Kronleuchter – davon gibt es im Palais nicht weniger als 71 – ihr gedämpftes Licht. Kuppel und Fassadenteile leuchteten, und die das Gartenparterre im Halbrund umstehenden Götter- Skulpturen blickten hell angestrahlt auf die gemächlich plätscherten, farbig verklärten Fontainenbrunnen.

Konnten die ersten der auf eine Zahl von 3000 begrenzten Interessenten noch entspannt die romantische Atmosphäre der Pesne-Galerie, der Damastkammer, der Biblitiothek Friedrichs des Großen und anderer Schlossräume genießen, ändert sich dies bald. „Noch drei Pantoffelpaare frei, nein, jetzt vier“, wurden die lange Schlangen bildenden Besucher tröpfchenweise eingelassen.

Im Schloss erlebten sie nicht nur den Lichterglanz, sondern bekamen durch das Berliner Figurentheater „Liselotte“ auch einen Einblick in das höfische Leben im 18. und 19. Jahrhundert. Nervös versuchte ein Lakai (Arjun Peters), den Begrüßungskaffee für zwei Rokokodamen (Patrizia Gottschlich und Irina Camper) warmzuhalten, die sein adliger Herr (Niels Niemann) zum Tete-a-Tete eingeladen hatte. Das erwies sich dann als recht harmlos, mit Plaudern und Kartenspielen. Stelzenläufer und der Schlossdrache Fauch, der sonst Kinderführungen bestreitet, waren unterwegs. Im Schlosstheater erklang festliche Barockmusik vom Potsdamer Ensemble I Confidenti und am von der Stiftung mit Sponsorenhilfe zurückerworbenen prachtvollen „Preußisch-musikalischen“ Service Friedrichs des Großen Tischmusik des Trios Petteri Pitko (Cembalo), Irmgard Huntgeburth (Violine), Jarek Thiel (Cello) mit dem Sopransänger Robert Crowe.

Die Stiftung versäumte nicht, auf die schwerwiegenden Probleme bei der Sanierung des 1763 bis 1769 erbauten Schlosses hinzuweisen. Ihre Kosten werden auf mindesten 120 Millionen Euro geschätzt. Den Besuchern wurden Fluchten gezeigt, die dringend restaurierungsbedürftig sind, daneben Räume, in denen die Arbeiten bereits begonnen haben. Auch um Spenden, so für die Komplettierung der Pendeloquen (Behang) für die Kronleuchter, wurden sie an diesem Abend gebeten.

Spätnachts durfte sich Jens Straßburger über den Publikumserfolg des „Lichterglanz“-Festes freuen. „Ein besonderes Lob möchte ich der Studiengemeinschaft Sanssouci sagen, die ehrenamtlich die Aufsichten stellte“, verabschiedete er sich mit einem Dankeschön.

Erhart Hohenstein

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