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Zufrieden. Gelfa Grünbacher arbeitet bei der Patentagentur Brainshell.

© J. Bergmann

Uni-Programm „Campus der Generationen“: Noch einmal neu anfangen

Gelfa Grünbacher konnte nach der Erziehung der Kinder beruflich neu durchstarten. Das Uni-Programm "Campus der Generationen" hat das möglich gemacht.

Von Sarah Kugler

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Potsdam - An dem Schreibtisch in ihrem neuen Büro auf dem Campus Golm fühlt sich Gelfa Grünbacher schon sichtlich zu Hause. Mit gezielten Handgriffen klickt sie durch die Computerprogramme, öffnet und schließt Fenster in Windeseile und hat immer ein Auge auf ihr Mailpostfach. Seit Februar dieses Jahres arbeitet die 52-Jährige bei Brainshell, der Patentwertungsagentur der Brandenburger Hochschulen, die unter anderem ihren Sitz auf dem Campus der Universität Potsdam in Golm hat.

Vermittelt bekommen hat sie den Job durch ihre Teilnahme an dem Projekt „Campus der Generationen Plus“ im letzten Wintersemester, bei dem sie an Seminaren, Vorlesungen und an Workshops teilgenommen hat und sich auch mit Studenten ausgetauscht hat. „Es war eine sehr motivierende Erfahrung für mich, dort mitzumachen“, so Grünbacher. „Durch das Projekt haben sich sehr viele Möglichkeiten ergeben und ich habe mir ein neues Netzwerk aufgebaut.“

Projekt startete 2008 an der Universität Potsdam

Das Projekt „Campus der Generationen“ startete im Dezember 2008 an der Universität Potsdam. In vier Durchgängen von 2009 bis 2011 arbeiteten ältere Akademiker ab 50 Jahren gemeinsam mit Studenten in Projektteams an wissenschaftlichen und aktuellen Aufgabenstellungen. Das Ziel bei dem Projekt ist es, die Potenziale älterer Erwerbsloser sichtbar zu machen und ihre Einstellungschancen zu stärken. Im September 2013 ist das Nachfolgeprojekt als „Campus der Generationen Plus“ gestartet. Mit dem Durchgang, der im Februar 2015 endete, lief die Förderung des Europäischen Sozialfonds aus. Der neue Durchgang des „Campus der Generationen“, der in diesem Sommersemester begann, kann nun über den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit besucht werden. Ab sofort können sich Teilnehmer aus Berlin und Brandenburg schon im Alter ab 45 Jahren, nach längerer Erwerbspause durch private Gründe sogar schon ab 40 Jahren anmelden.

Gelfa Grünbacher ist im Spätsommer 2014 auf das Projekt gestoßen. Sie hatte sich lange Zeit ganz ihren Kindern und dem Management des Haushaltes verschrieben, wollte nun aber wieder aktiv auf Arbeitssuche gehen. „Mein Sohn und meine Tochter haben jetzt beide das Abitur und sind aus dem Haus, da dachte ich mir, jetzt ist der richtige Zeitpunkt wieder durchzustarten“, so Grünbacher, die in Ingelheim am Rhein aufgewachsen ist. Trotz langer Auszeit kann sie auf einen großen Erfahrungsreichtum zurückblicken: Nach dem Abitur studierte sie Informatik an der Technischen Universität in Berlin und ging 1985 nach Stuttgart, um bei Daimler zu arbeiten. Dort war sie im Nutzfahrzeugsektor an der Einführung einer Standardsoftware für die Produktionsplanung und -steuerung beteiligt.

"Zu tun war eigentlich immer etwas"

Damals hat sie auch die deutsche Automobilindustrie in einem internationalen Normungsgremium vertreten. 1995 ging sie gemeinsam mit ihrem Mann beruflich nach Spanien. In den beiden darauffolgenden Jahren wurden ihre Kinder geboren und sie nahm dementsprechend Erziehungszeit. Im Jahr 1998 ging die Familie zurück nach Stuttgart und Grünbacher betreute weiterhin die Kinder. „Ich habe überlegt, mit Heimarbeit anzufangen, aber daraus ist leider nichts geworden“, sagt sie. Aktiv blieb sie trotzdem: Als die Familie 2002 nach Wilhelmshorst zog, engagierte sie sich viel an den Schulen, die ihre Kinder besuchten, ganz besonders am Humboldt-Gymnasium in Potsdam. Sie saß dort in verschiedenen Elterngremien und nahm immer wieder an Englisch- und Spanischsprachkursen teil.

Nebenbei schrieb sie ein Backbuch, betreute den Bau ihres Hauses und legte ihren Garten komplett neu an. „Zu tun war eigentlich immer etwas“, sagt sie lachend. „Und wäre auch jetzt noch, aber irgendwie trieb es mich doch wieder zur Arbeit.“ Und da sei das Generationen-Projekt an der Uni wie gerufen gekommen.

Von der Uni in den Job

Im September nahm sie dabei gemeinsam mit ihren 15 Mitstreitern erst mal an verschiedenen Workshops über Projektmanagement, das richtige Präsentieren oder Konfliktmanagement teil. Während des Semesters besuchte sie gemeinsam mit den regulären Studenten Uni-Veranstaltungen und ging für den praktischen Teil direkt in eine Brandenburger Firma. Für die VCAT Consulting GmbH hat sie mit einem anderen Teilnehmer und drei Studentinnen ein Marketingkonzept erstellt. Es sollte vor allem ein neuer Slogan gefunden werden.

Am Ende des Projektes hätte Grünbacher vielleicht sogar in dem Unternehmen anfangen können, entdeckte dann aber die Stellenanzeige bei Brainshell, bewarb sich und bekam den Job. Nun ist sie dort als Innovationsmanagerin für Informations- und Kommunikationstechnologie und Medien tätig, was bedeutet, dass sie Erfindungen im IT- und Kommunikationsbereich prüft, Gutachten zu Patentierungsmöglichkeiten und Marktrelevanz erstellt, gegebenenfalls die Patentvergabe in die Wege leitet und sich um die individuelle Vermarktung der Technologien kümmert. „Es ist ein sehr vielseitiger und abwechslungsreicher Job, der mich mit Kunden aus der ganzen Welt zusammenbringt“, sagt sie. Das mache ihr sehr viel Spaß. „Und durch das Projekt an der Uni konnte ich einfach manches wieder auffrischen, was mir jetzt hilft.“ 

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