zum Hauptinhalt

Sportstättensituation am Potsdamer Luftschiffhafen: Noch länger auf eine marode Stätte angewiesen

Nächstes Jahr sollte Potsdams neue Geräteturnhalle in Betrieb gehen – daraus wird nichts. Ein Überblick zur Sportstättensituation am Luftschiffhafen, die für Kritik an der Landesregierung sorgt. 

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Die Schwimmhalle ist nicht die einzige Baustelle im Sportpark Luftschiffhafen. Auch das Stadion ist ein Problemfall, hinzu kommen Verzögerungen bei der Errichtung der neuen Geräteturnhalle. In einer Antwort auf die Anfrage des Potsdamer CDU-Landtagsabgeordneten Steeven Bretz hat Brandenburgs Landesregierung zu den Maßnahmen und Plänen für den traditionsreichen Standort des Spitzen- sowie Hochschulsports Stellung bezogen. Ein Überblick.

Turnerhalle erst 2020 fertig

Daraus geht hervor, dass die Übergabe der Geräteturnhalle an die Universität Potsdam nach aktuellem Stand erst zu Beginn des Sommersemesters 2020 erfolgt. Zunächst war das erste Halbjahr 2019 angekündigt, dann hieß es Ende nächsten Jahres. Gründe für die Verzögerungen seien die starke Auslastung der Baubranche, eine längere Dauer bei der Statikfreigabe sowie Anpassungen durch Denkmalschutzvorgaben wegen der Nähe zur Villa Carlshagen. 8,5 Millionen Euro aus Landesmitteln waren als Kosten kalkuliert. Ob der Rahmen eingehalten wird, ist offen. Laut dem verantwortlichen Brandenburgischen Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen ergeben sich aus einer verzögerten Fertigstellung nach gegenwärtiger Kenntnis keine Kostensteigerungen. „Mehrkosten entstehen ausschließlich aufgrund von Ausschreibungsergebnissen wegen der Hochkonjunkturlage im Bauwesen“, so die Landesregierung.

Die neue Halle dient vorrangig der Sportlehrerausbildung durch die Potsdamer Uni und wird auch dringend benötigt. Die bisherige Stätte dafür in unmittelbarerer Nachbarschaft am Luftschiffhafen ist nämlich völlig marode. Im modernen Neubau soll perspektivisch auch der Breiten- und Leistungssport Trainingskapazitäten erhalten – zum Beispiel die Turnabteilung des SC Potsdam. Erste vertragliche Vereinbarungen für die entstehende Geräteturnhalle würden derzeit von der Universität vorbereitet und sollen in Kürze mit der kommunalen Luftschiffhafen GmbH abgestimmt werden, heißt es.

Sanierungen und Neuerungen

Wie an der alten Turnhalle hat auch am Stadion Luftschiffhafen der Zahn der Zeit genagt. Die Leichtathletikanlage weist eine Reihe von Mängeln auf. Mit einer europaweiten Ausschreibung sucht die Stadt nach einem Planer für die Sanierung, in deren Zuge auch die Rasenfläche vergrößert werden soll. Ist ein Ingenieurbüro gefunden, wird auf Grundlage dessen Umsetzungsideen die Ausschreibung der zu realisierenden Bauleistungen vorgenommen. Gemäß städtischer Haushaltsplanung ist eine Kostenobergrenze von knapp 1,9 Millionen anvisiert, möglichst bis Herbst 2020 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Sanierungen beziehungsweise Modernisierungen finden aktuell auch an der Kanu-Gegenstromanlage, im Seekrug-Ruderzentrum sowie am Wohnheim der Sportschule statt. Im Nebenstadion ist zudem der Neubau einer Bobanschubstrecke inklusive eines Sprinthanges vorgesehen. Die Internatssanierung durch die Stadt soll mit Landesmitteln unterstützt werden. Die drei anderen Projekte sind zum großen Teil vom Bund finanziert – Stadt und vor allem Land beteiligen sich. Rund 2,4 Millionen Euro sollen die Maßnahmen in der Gegenstromanlage, am Ruderstützpunkt und der Bau der Bobstätte kosten. Darüber hinaus werden schon Pläne für eine Erneuerung des Kunstrasenplatzes erarbeitet. Die bauliche Situation der weiteren Sportanlagen und Objekte im Luftschiffhafen bewertet die Landesregierung als „gut“. Sie verweist darauf, dass hinsichtlich des Bau- und Investitionsbedarfs im Sportpark jährlich eine Beratung zwischen dem für Sport zuständigen Bundesinnenministerium und Brandenburgs von der SPD geleiteten Ministerium für Bildung, Jugend und Sport durchgeführt wird.

Kritik an der Landesregierung

Für die CDU ist der Umgang mit dem hiesigen Spitzensportstandort in Sachen Infrastruktur allerdings nicht ausreichend. Die nur durch umfassende Sanierungsarbeiten zu behebenden großen Mängel am Stadion und an der Schwimmhalle würden zeigen, dass in den letzten Jahren zu wenig passiert sei, sagt Steeven Bretz. Optimale Trainingsvoraussetzungen gebe es daher nicht. „Die Landesregierung hätte früher reagieren und über die reine Ko-Finanzierung von Bundesmitteln hinaus aktiv werden können, um den immensen Instandhaltungsrückstau zu beseitigen“, meint er.

Brandenburgs Landesregierung betont indes ihr hohes Engagement für auch zukünftig starken Spitzensport in Potsdam. Im Rahmen der deutschen Leistungssportreform setze man sich intensiv unter anderem für die Anerkennung der Bundesstützpunkte ein – und dass diese mit Bundesstützpunkttrainern und Bundesstützpunktleitern ausgestattet werden. Zudem werde um die Erhöhung der staatlichen Trainingsstättenförderung gekämpft, um kommunale Träger der Sportanlagen finanziell zu entlasten.

Zur Startseite