ATLAS: Noch schlimmer
Henri Kramer kritisiert, dass der Tod David Fischers instrumentalisiert wird
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David Fischer wird noch immer betrauert. Dies haben Angehörige und Freunde am Wochenende öffentlich klar gemacht. Doch mischen sich in die Bewertung des Falls um den am 17. Juni in der Charlottenstraße mutmaßlich von einem Afghanen erstochenen 20-jährigen Potsdamer besorgniserregende Untertöne. So wurde bei der Mahnwache ein Transparent mit den Worten „Er war ja nur ein Deutscher“ aufgehängt, daneben ein Text einer rechtsextremen Kameradschaft, in dem der Fall David Fischer als ein Beweis für „Inländerfeindlichkeit“ gesehen wird. Kriminelle Ausländer würden danach Deutsche als „Freiwild“ betrachten. Und im Vergleich zu dem Fall Ermyas M. habe es keine „Betroffenheit aller Politiker“ gegeben. Solche Argumente schwangen auch in den Redebeiträgen der Trauernden mit – und verschlimmern alles. Nicht nur, dass hier ein Mensch sinnlos bei einer Gewalttat ums Leben gekommen ist, nein, nun wird er noch als angeblicher Beweis dafür instrumentalisiert, dass dieses Land sein größtes kriminelles Problem mit Ausländern habe und rechte Gewalt übertrieben werde – ein typisch rechtes Propaganda-Argument. Natürlich gibt es solche Gewalt, gerade der vorgeschlagene Streetworker für türkische Jugendliche wäre für Potsdam bitter nötig. Doch so einen tragischen Fall wie den um David Fischer mit anderen Straftaten wie etwa dem Fall Ermyas M. bewertend zu vergleichen, verbietet die jeweilige, unteilbare Würde der Opfer.
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