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Links und rechts der Langen Brücke: Noch steckt der Schlüssel

Thorsten Metzner über den Stadtschloss-Landtag, von dem entgegen allen Unsicherheiten ganz klar ist, wie er auszusehen hat

Stand:

Die Nerven liegen blank. Gemach, gemach! Das kommt in dieser Stadt, die zur Aufregung neigt, in regelmäßigen Zyklen vor. Insbesondere aber dann, wenn es um jenen Dauerbrenner geht, an dem sich die Landeshauptstadt seit nunmehr 17 Jahren aufreibt – um den Aufbau der seit Jahrzehnten brachliegenden Mitte, um Potsdams wichtigsten Ort. Es ist deshalb gut, wenn die städtische Seele hier besonders empfindsam ist. Und: Die Messlatte am Alten Markt sind eben nicht Klein-Posemuckel oder Halle, sondern Florenz, Versailles, Petersburg oder Dresden.

Merkwürdig. Eigentlich war doch alles klar mit dem Bau des Landtages, der außen – wenn auch nicht bis auf die letzte Putte – wie das Knobelsdorffsche Stadtschloss aussehen, innen aber trotzdem ein modernes Parlamentsgebäude sein soll. Außen weitgehend alt, innen neu. Genau das war – und hoffentlich: ist – der hart errungene übergreifende Konsens, im Landtag, aber auch in der Stadt. Er mündete in eindeutige Beschlüsse der gewählten Volksvertretungen. Und nun? Plötzlich grassiert Misstrauen. Es gibt Befürchtungen auf der einen, Blanko-Dementis auf der anderen Seite. Ein Nichts-Genaues-Weiß-Man-Nicht wabert durch Potsdam. Das liegt an der durchaus legitimen Entscheidung, den Landtag mit privaten Investoren zu bauen, um Kosten zu sparen. Deshalb sind jetzt die Entwürfe der sechs Konsortien immer noch so geheim, dass selbst die Fachjury diese erst am 28. November zu Gesicht bekommen wird. Und trotzdem: Dieses Verfahren führt zu Gerüchten, vergiftet das Klima. Zur Dramatik besteht trotzdem bislang kein Anlass. Vielleicht haben die Konsortien die Fassaden tatsächlich „zu modern“ geplant, obgleich dies kaufmännisch kurzsichtig wäre: Je mehr Knobelsdorff, desto größer wären die Chancen auf den Zuschlag. Noch haben es Finanzministerium und Landtagspräsident Gunther Fritsch in der Hand, den Wählerwillen im laufenden Verfahren umzusetzen. Wer in die engere Wahl kommt, kann im „Dialogverfahren“ den Entwurf nachbessern. Dass man hinter eine alte Fassade zu vertretbaren Kosten ein modernes Gebäude bauen kann, hat die ECE- Gruppe – ein Bewerber-Konsortium – gerade mit dem aufgebauten Schloss in Braunschweig bewiesen. Eins gilt ohne Wenn und Aber: Potsdam darf nicht um das Stadtschloss in seiner Mitte betrogen werden.

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