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Ostprodukte: Nostalgie und neue Masche

Die 5. Messe mit Ostprodukten „Ostpro“ in der Metropolis-Halle wurde zum Fan-Treffen

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Babelsberg - Es ist jedes Mal Nostalgie angesagt, wenn die „Ostpro“ ihre Pforten öffnet. Die Spezial-Messe, die mit DDR-Produkten wirbt, die die Wende überstanden haben, hat ihre ganz besondere Besucher-Klientel und die kommt durchaus nicht nur aus Potsdam in die Metropolis-Halle. Auch aus den umliegenden Orten haben sich am Samstag wieder ganze Besucherschwärme eingefunden. Auf Nachfrage hören wir Ortsangaben wie Bestensee, Kleinmachnow, Stahnsdorf und Wilhelmshorst. Und schon schwappt die Erinnerung hoch: „Guck mal“, sagt ein Mann zu seiner Begleiterin, „kannst du dich noch an die Badedas-Fische erinnern?“ Sie kann. Außer dem Fisch wird noch eine Rückenbürste gekauft. Denn keine schrubbt so gut wie diese. Da macht es überhaupt nichts aus, dass man dafür Schlange stehen muss. Schließlich gehören auch die sozialistischen Wartegemeinschaften zur unvergesslichen Erinnerung.

Die Damen, die sich zur Modenschau mit Apoldaer Strickwaren einfinden, sind fast alle Stammkunden des Ateliers Landgraf, das einen sehr traditionellen, zeitlosen Strickschick anbietet. Bei der Potsdamer Ostpro ist es von Anfang an dabei und die Geschichte des Betriebes ist so wendetypisch, dass sie für viele andere stehen kann. Urgroßvater Landgraf gründete die Firma 1932. Zu DDR-Zeiten wurde ihr erst staatliche Beteiligung aufgezwungen und dann verschwand sie im VEB Apoldaer Strickwaren. Nach der Wende kaufte der Urenkel alte Maschinen und die eigenen Fabrikanlagen zurück und baute zusammen mit seiner Frau das Strickatelier neu auf. Alles werde gemeinsam in Familie gemacht, erzählt Kathy Landgraf, auch das Entwerfen der Muster. „Die Pullover sind nicht so dick und tragen sich gut“, sagt eine Teltowerin, die schon im vorigen Jahr gekauft hat. Sie ist zusammen mit ihrer Freundin gekommen und die beiden 75-jährigen Damen sind auch diesmal wieder begeistert. Viele Besucher nutzen die Möglichkeit, etwas per Post zu bestellen. „Die haben meine Maße“, sagt eine andere Kundin. „Da bekomme ich alles passgerecht. Das sichert Kathy Landgraf kostenlos zu. Manche wollen aber auch gleich etwas mitnehmen. Kaum ist die Modenschau vorbei, geht das Kaufen auch schon los.

Selbst die durchsetzungsfähigsten Ostprodukte haben eine Wandlung durchgemacht und sich dem neuen Zeitgeschmack und den neuen Qualitätsstandards angepasst. Doch wem zum Beispiel der schokoladensüße „Rotstern“ aufgeht oder ein Schilkin-Schnaps mundet, der sucht das Vertraute und noch nicht Vergessene. Auch in Potsdam, das erheblich länger als andere Städte wie Leipzig, Erfurt oder Berlin brauchte, um zur Ostprodukte-Messe einzuladen, gewinnt die Ostpro offensichtlich an Fahrt. In diesem Jahr waren 80 Aussteller gekommen, 15 mehr als im Frühjahr. Zumeist waren sie aus Sachsen und Sachsen-Anhalt angereist. Aus dem Land Brandenburg hatten nur fünf oder sechs den Weg in die Metropolis-Halle gefunden. Die Spreewaldgurken durften dabei nicht fehlen, es wurde Kaninchenfleisch angeboten und auch einige Essensstände kamen aus der Umgebung.

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