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Landeshauptstadt: Notfallplan: Niemeyer mit alter Halle

„Schloss-Koalition“ für Bad / Jakobs: Niemeyer oder kein Bad auf Brauhausberg / PDS: Drewitz prüfen

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Innenstadt - Die „Schloss-Koalition“ von SPD, CDU und Grünen im Potsdamer Stadtparlament hält trotz der Fördergeld-Absage von Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) an dem Vorhaben fest, auf dem Brauhausberg ein Freizeitbad zu bauen. „Prinzipiell“ dürfe die Stadt davon nicht abrücken, so der SPD-Fraktionschef Mike Schubert. „Die Entscheidung von Junghanns rüttelt nicht an der Kernaussage“, sagte CDU-Fraktionschef Götz Th. Friederich. „Wir wollen ein Bad an diesem Standort.“ Erhebliche Zweifel gibt es jedoch daran, dass sich der Entwurf des brasilianischen Stararchitekten Oscar Niemeyer mit der geforderten Kostenreduzierung von 38,5 auf 30 Millionen Euro umsetzen lässt.

Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs sagte, mit 30 Millionen Euro könne der Niemeyer-Entwurf nicht gebaut werden. Dies wäre offenbar auch das Aus für den Brauhausberg als Freizeitbad-Standort. Dort sei ein besonderes Bauwerk nötig, so Jakobs. „Irgendein konventionelles Bad geht an dieser sensiblen Stelle nicht.“ Der Fraktionschef der Bündnisgrünen Peter Schüler forderte, entweder das Niemeyer-Bad in der geplanten Form zu bauen oder gar nicht. CDU-Fraktionschef Friederich betonte ebenfalls, ein beliebiges „Kasten-Bad“ am Brauhausberg dürfe nicht sein. Nach PNN-Informationen gibt es jedoch einen Notfallplan, der die Reduzierung des Niemeyer-Entwurfs auf den reinen Freizeitbad-Teil vorsieht. Die Kuppelbauten sollen dann vor die jetzt bestehende Brauhausberg- Schwimmhalle gesetzt werden. Diese könne ohne Sanierung noch rund fünf Jahre genutzt werden.

Die Linkspartei.PDS sieht sich nach dem Nein des Wirtschaftsministers zur bisherigen Planung für das Niemeyer-Bad in ihrer Kritik bestätigt. Bereits zu Beginn der Debatte habe sich seine Fraktion für eine Kostenbegrenzung von 31,5 Millionen Euro ausgesprochen, so Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg. „Hätte man sich daran gehalten, wäre das Vorhaben gelungen.“ Dass Oberbürgermeister Jakobs „alles oder nichts“ gespielt habe, räche sich jetzt. Schon vor der Junghanns-Absage habe die PDS einen Antrag in die Stadtverordnetenversammlung am kommenden Mittwoch eingebracht, die Kosten auf 30 Millionen Euro zu begrenzen. Sollte dieser nun von der Mehrheit der Stadtverordneten beschlossen werden, stimme die PDS dem Niemeyer-Bad zu, so Scharfenberg.

Er fordert jedoch, im Rahmen der Prüfungen, was jetzt noch realisierbar sei, die Brache in Drewitz wieder als Standort für ein Freizeitbad in Betracht zu ziehen. Das vorläufige Scheitern des Niemeyer-Bades sei Folge des „strategischen Fehlers, den Standort Drewitz aufzugeben“. Auch dürfe ein „völlig neuer Ansatz“ abseits des Niemeyer-Entwurfs nicht ausgeschlossen werden. Denn es gebe Befürchtungen, dass die Kuppelarchitektur des Brasilianers „dem Wirtschaftlichkeitsgedanken zuwider läuft“. Am wichtigsten sei, dass Potsdam zum Schluss nicht komplett ohne Freizeitbad da stehe, so Scharfenberg.

CDU-Fraktionschef Friederich warf der Linkspartei.PDS „Spaßbad-Verhinderungspolitik um jeden Preis“ vor. Die Partei habe „gnadenlos populistisch“ gegen das Vorhaben agiert. Es müsse aber auch die Frage gestellt werden, ob die Potsdamer Stadtspitze die Bevölkerung beim Vorhaben Niemeyer-Bad ausreichend „mitgenommen“ habe. Dass der Bau und Betrieb des Bades ein Risiko für die Stadtwerke bedeutet hätte, wies Friederich zurück. Die Kalkulationen seien schlüssig, so der CDU-Fraktionschef, der auch im Stadtwerke-Aufsichtsrat sitzt.

Grünen-Fraktionschef Schüler bemängelte gestern, dass Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) beim Thema Niemeyer-Bad abgetaucht sei. Schüler bezeichnete die Entscheidung der Landesregierung zudem als bedauerlich: „Das Land hat die Chance verpasst, seine Hauptstadt mit einem architektonischen Highlight auszustatten, das weit über die Landesgrenze hinaus für Aufmerksamkeit gesorgt hätte.“ Er vermute, dass das Bad bei Wirtschaftsminister Junghanns von Beginn keine Chance gehabt habe. Zumindest sei schwer nachvollziehbar, warum Junghanns Monate nach dem Auftrag frage, warum gerade Niemeyer das Bad entworfen habe. Solche Fragen seien mehrfach erläutert worden. Hätte der Wirtschaftsminister seine Vorbehalte eher zum Ausdruck gebracht, so Schüler, „hätten wir uns viel Arbeit, Geld und Ärger ersparen können“.

SPD-Fraktionschef Schubert wertet den Zeitpunkt der Junghanns-Absage als „überraschend“. Sollte es nötig sein, das Niemeyer-Bad neu zu planen, müsse dies schnellstmöglich geschehen. Nach wie vor favorisiere die SPD den Brauhausberg als Standort, „nicht zuletzt, um die bereits verbrauchten Gelder so sinnvoll wie irgend möglich einzusetzen“. Die Potsdamer SPD-Fraktion habe zudem die SPD-Fraktionschefs der Gemeinden, die sich vom Niemeyer-Bad als Konkurrenten bedroht sehen, zu einem Gesprächstermin eingeladen.

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