Landeshauptstadt: NPD verdreht Fakten zur Bombennacht
Rechtsextreme Partei bereitet Flugblatt zum 14. April vor und rechnet falsch
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Der neu gegründete NPD-Stadtverband macht mobil und versucht die Bombardierung der Stadt im Jahr 1945 für seine Zwecke zu nutzen. Wie die Potsdamer Gliederung der rechtsextremen Partei mitteilte, soll in diesen Tagen ein Flugblatt gedruckt werden, das an die Bombennacht vom 14. April vor 65 Jahren erinnert. Was die Partei mit dem Inhalt des Handzettels bezweckt, lässt sich an der aktuellen Erklärung zur Bombardierung Potsdams ablesen. „Wenn eine solche Tat von den derzeitigen demokratischen Machthabern auch noch als ,Befreiung’ verkauft wird, ist das der Gipfel der Schande“, heißt es in dem NPD-Aufruf, die Rede ist von 5000 Toten bei der Bombardierung. Offizielle Quellen wie die Landeszentrale für Politische Bildung gehen von 1200 Toten aus. Im Buch „Die Nacht von Potsdam“ des verstorbenen Stadthistorikers Hans-Werner Mihan ist von rund 1800 Toten die Rede. Von bis 5000 Toten sei nur in ersten Schätzungen die Rede gewesen, so Mihan, diese Zahl habe nach dem Krieg – freilich ohne Quelle – zunächst Bestand gehabt. Für Rechtsextremismus-Experten gehört es zur Strategie von Neonazis, deutsche Opferzahlen im Weltkrieg nach oben zu korrigieren, zudem die Zahl von Toten gegeneinander aufzurechnen und so von nationalsozialistischen Verbrechen abzulenken.
Zugleich kündigte Potsdams NPD weitere Gedenkveranstaltungen an. Der Stadtverband hatte sich im Januar gegründet. Sicherheitsbehörden beobachten die Entwicklung mit Sorge. Potsdams Polizeichef Ralf Marschall hatte erst vor zwei Wochen gewarnt, mit der NPD in Potsdam hätten die Neonazis vor Ort seit Jahren wieder eine „feste Struktur“ für Aktionen. Damit könne auch die linke Szene provoziert werden, so die Furcht der Polizei.
Insofern bedrohlich wirkt wiederum ein aktueller Aufruf auf der Neonazi-Internetseite Infoportal Potsdam. Dort wird das geplante „Freiland“-Jugendzentrum in der Friedrich-Engels-Straße als Förderung von „linker Gewalt“ diffamiert. Weiter heißt es drohend: „Freiland (...) schreit förmlich danach vorbeizuschauen!“ HK
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