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Landeshauptstadt: Null Chance für Neugierige

Zum G 8-Außenministertreffen Ende Mai wird der Neue Garten komplett gesperrt

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Nauener Vorstadt - Für drei Tage müssen ab dem 28. Mai die Potsdamer auf einen Spaziergang durch den Neuen Garten und die Touristen auf den Besuch des Schlosses Cecilienhof und des Marmorpalais verzichten. Zwar wird nicht wie im Juni zum G 8-Gipfel in Heiligendamm ein 13 Kilometer langer und 2,50 Meter hoher Zaun um das Gelände gezogen, aber für die vorbereitende Tagung der G8-Außenminister am 30. Mai erscheint dem Bundeskriminalamt eine Vollsperrung des Welterbeparks und seiner Bauten als angemessen.

Die Globalisierungsgegner wollen ihre Proteste auf Heiligendamm konzentrieren, dennoch schließt Potsdams Polizeipräsident Bruno Küpper Störungsversuche des Treffens in Cecilienhof nicht aus. Deshalb sollen neben brandenburgischen Polizisten Kräfte aus anderen Bundesländern und vom Bund angefordert werden. Dies gelte auch für das Treffen der Umweltminister vom 15. bis 17. März in der Potsdamer Staatskanzlei und der Finanzminister am 18. und 19. Mai im Resort Schwielowsee.

Nach Auskunft der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten hat im Neuen Garten bereits eine Begehung stattgefunden, weitere sollen folgen. Dabei werden die Sicherheitsbeamten auch die für die Arbeitstagung vorgesehenen Räume genau unter die Lupe nehmen. In drei Sitzungen wollen die als besonders gefährdet geltende US-Außenministerin Condoleezza Rice, der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und ihre sechs Kollegen aus Großbritannien, Frankreich, Italien, Kanada, Japan und Russland Entscheidungen des Gipfels vorbereiten. Die Vertreter der Großen Acht werden nicht wie 1945 Truman, Stalin und Churchill/Attlee zur Potsdamer Konferenz am historischen runden Tisch in der Schlosshalle zusammenkommen, sondern im Schlosshotel tagen. Dafür böte sich der Marschallsaal an, doch die auf höchste Sicherheitsstufe eingeschworene Hoteldirektorin Christina Aue macht dazu keine Angaben. „Bisher liegt uns eine Vorreservierung vor, mehr nicht“, erklärt sie. Ob die hohen Gäste wie vor acht Jahren US-Präsident Clinton und Bundeskanzler Kohl hier auch schlafen, lässt sie offen. „Über die Übernachtungsorte machen wir aus Sicherheitsgründen keine Angaben“, bekräftigt das Pressereferat des Auswärtigen Amtes. Für die Tagung gebe es noch kein genaues Programm. Dass es auch eine touristische Seite, so eine Visite in Sanssouci, beinhalte, dürfe man angesichts der dicht gedrängten Sitzungstermine wohl ausschließen. Damit könnte der Besucherverkehr im Park und in den Schlössern von Sanssouci ungestört weiterlaufen.

Für die 2006 von einem Gästerückgang betroffene Stiftung wäre dies durchaus von Bedeutung, denn die zeitweilige Sperrung von Schlössern führt zu beträchtlichen Einnahmeverlusten. Wenn es um deren Ausgleich geht, tue sich die Bundesregierung schwer, hatte kürzlich Generaldirektor Hartmut Dorgerloh beklagt. Erfahrungen mit hochrangigen Gästen hat die Stiftung in den vergangenen Jahren reichlich sammeln können. Als Queen Elizabeth II. am 3. November 2004 die Gedenkstätte des Potsdamer Abkommens besichtigte und im Schlosshotel Cecilienhof dinierte, war ebenfalls der gesamte Neue Garten gesperrt. Damals wurde die zwar außerhalb des Parks, aber dicht an Cecilienhof gelegene Gasthausbrauerei Meierei zur Bewirtung des „Trosses“ von Beamten und Journalisten mit einbezogen. Die Chance für die Potsdamer, von dort aus einen Blick auf die prominenten Politiker zu werfen, erscheint auch diesmal gering. Geschäftsführer Jürgen-M. Solkowski hat bereits eine Vorinformation erhalten, wonach er die Gaststätte zu diesem Zeitpunkt für das Publikum sperren muss.

Die schärfsten Sicherheitsvorkehrungen gab es bei der Schlösserstiftung am 13. Mai 1998, als Bundeskanzler Helmut Kohl in Sanssouci für US-Präsident Bill Clinton ein Essen gab. Damals war selbst das Dach des friderizianischen Lustschlosses mit amerikanischen Scharfschützen besetzt. Sie traten in der Erinnerung der damaligen Kastellanin Hannelore Thimm „kooperativ und höflich“ auf und zogen sogar die Stiefel aus, ehe sie nach oben kletterten. Wesentlich weniger Sicherheitsaufwand wurde bei Privatbesuchen anderer hoher Gäste getrieben. Dazu gehörten neben Queen Elizabeth ihr Sohn und Thronfolger Prinz Charles, die Königinnen Sylvia von Schweden, Beatrix der Niederlande, Margarethe von Dänemark, aber auch der König von Tonga, eines Inselstaates im Pazifik, Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder und Raissa Gorbatschowa.

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