ATLAS: Nummer 766
Wenn man zwei Morgen hintereinander 15-Euro-Knöllchen von der Windschutzscheibe kratzt, spätestens dann ist der verdrängte Frust über Potsdams Stadtverwaltung im Allgemeinen und die hiesige Ordnungspolizei im Besonderen wieder omnipräsent. Und man ist mürbe genug, den vor Wochen abgelaufenen Anwohnerparkausweis nun doch mal schleunigst zu erneuern.
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Wenn man zwei Morgen hintereinander 15-Euro-Knöllchen von der Windschutzscheibe kratzt, spätestens dann ist der verdrängte Frust über Potsdams Stadtverwaltung im Allgemeinen und die hiesige Ordnungspolizei im Besonderen wieder omnipräsent. Und man ist mürbe genug, den vor Wochen abgelaufenen Anwohnerparkausweis nun doch mal schleunigst zu erneuern. Schließlich will man ja nicht ganz allein Potsdams Haushalt sanieren. Also ist ein Rathausgang zwingend, ausgerechnet im vorweihnachtlichen Megastress, furchtbar, ja: ein Trauma. Aber siehe da, im Internet kann man am Vorabend noch kurz vor Mitternacht für den nächsten Tag einen Termin reservieren, morgens 8.15 Uhr, früh, sehr früh sogar, aber geschenkt, Termin-Nr. 766. Und das klappt dann, oh Wunder, tatsächlich alles wie am Schnürchen, just in time, wie in einer Autofabrik. Keine Wartezeit im Bürgerservice, die Mitarbeiter – anders als man selbst – schon wach und ausgenommen freundlich. Nach rekordverdächtigen zehn Minuten ist alles erledigt, verlässt man um 55 Euro ärmer, aber um die grüne Karte und eine Erfahrung reicher, froh gestimmt das Potsdamer Rathaus. Ein Service, von dem viele nebenan in Berliner Bezirksämtern nur träumen können. Der Potsdamer Bürger mit der Nichtwarte-Nummer 766 sagt Dankeschön.
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