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Steffi Pyanoe.

© A. Klaer

Kolumne: PYAnissimo: Nummernkummer

Das Finanzamt Potsdam hat mir geschrieben. Sie haben mir eine Steuernummer zugeteilt.

Stand:

Das Finanzamt Potsdam hat mir geschrieben. Sie haben mir eine Steuernummer zugeteilt. Ich dachte zuerst, das ist ein Missverständnis. Ich habe doch schon eine. Oder doch nicht? Ich kontrollierte schnell meinen letzten Bescheid. Doch, Nummer war da. Aber warum brauche ich dann eine neue? Und was ist mit der alten? Hat die jemand geklaut, so ein mafiöser Schwerverdiener, und plant Steuerbetrug? Geldwäsche?? Ich wurde nervös und rief meinen Steuerberater an.

Kein Grund zur Beunruhigung, sagte der. Das machen die ab und zu. Neue Nummern vergeben. Aber warum, hauchte ich naiv ins Telefon. Warum, das ist ein Wort, das vielleicht in der Sesamstraße funktioniert. Aber nicht bei der Finanzbehörde. „Die haben da vielleicht nur was umstrukturiert. Sich intern neu sortiert. Wer weiß“, sagte mein geduldiger Berater. Ich hörte ihn lächeln und achselzucken. Also, weil es einen neuen Mitarbeiter gibt oder jemand seinen Schreibtisch umstellt, werden die Nummern neu aufgeteilt? Bekam mein Anfangsbuchstabe einen neuen Sachbearbeiter? Oder war es den Leuten langweilig, immer dieselben Bürger zu bearbeiten? Kann ja auch zu Betriebsblindheit führen. Vielleicht war das Nummernkarussell auch nur ein Stresstest? Eine Sicherheitsmaßnahme?

Mein Steuerberater wusste zwar keine Antwort. Aber er hatte eine Idee. Ich soll die Steuernummern jetzt einfach vergessen. Und stattdessen eine Umsatzsteueridentifikationsnummer beantragen. Die bleibt einem ein Leben lang erhalten, wird garantiert nie geändert. Ich wusste gar nicht, dass es so eine USIN gibt. Und habe ich nicht schon eine, diese nagelneue, nie benutzte Steueridentifikationsnummer, wagte ich einen Einwand. Ist nicht dasselbe, sagte der Steuermann trocken. Ich dachte nach. Über diese neue USIN. Klingt verdächtig nach Unsinn, schien mir. Aber gut. Ich gab auf. Bin ja kein Experte. Machen wir den Nummernsalat mit.

Einen Verbesserungsvorschlag an das Finanzamt hätte ich aber. Falls Sie weiterhin an meinem Geld interessiert sind, schicken Sie mir doch bitte mit dem nächsten Steuerbescheid eine Lupe mit. Am besten in so einem gefütterten Briefumschlag. Denn ich bin mittlerweile in einem Alter, in dem man eine Lesebrille bräuchte, aber noch zu eitel ist, eine zu tragen. Für mich sehen die winzigen Ziffern der Bankverbindung, also die Kontonummer des Finanzamts, über die ich hin und wieder eine Überweisung tätige, wie eine Schmuckborte am untersten Blattrand aus. Lesbar ist anders. Barrierefrei auch. Alternativ könnte ich natürlich erstmal mit unserer Gleichstellungsbeauftragten und dem Kollegen vom Behindertenverband einen Kaffee trinken gehen. Und die Rechnung für das Finanzamt aufheben.

Unsere Autorin ist freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Babelsberg.

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