Sport: Nun soll auch Medaille in London her

2010 war mein Durchbruch“, sagt Philipp Boy, der in diesem Jahr bei den Turn-Weltmeisterschaften in Rotterdam Silber im Mehrkampf hinter dem Japaner Kohei Uchimura und Bronze mit der deutschen Mannschaft gewann, außerdem Platz vier am Reck belegte. „Das war ein so geiles Gefühl – unbeschreiblich“, erinnerte sich der Sportsoldat vom SC Cottbus am Samstagabend. „Ich konnte diesen Erfolg lange nicht fassen.“ Auch über seinen Sieg in der Sportlerumfrage 2010 freute sich Boy überschwänglich: „Dass mich so viele Menschen gewählt haben, ist ein Riesending, was mich ganz besonders freut, denn Brandenburg ist meine Heimat. Ich hoffe, dass mein WM-Erfolg das Interesse auch vieler Kinder am Turnen so beflügelt, dass sie selbst mit dieser attraktiven Sportart beginnen.“

Boy selbst wurde von seinen Eltern als Knirps zu den Turnern des TSV Blau- Weiß Schwedt geschickt. „Weil ich so quirlig war“, erinnert sich der jetzt 23-Jährige, der an allen Geräten Weltklasse ist. Als seine größten Stärken nennt er dabei Reck und Barren, seine größten Reserven sieht er selbst noch am Boden und an den Ringen. „Jetzt hoffe ich“, erklärte er am Samstag, „2012 in London auch meinen Traum von einer olympischen Medaille wahr machen zu können.“

Die kleine Helena sorgt für zusätzliches Training. „Sie hat viel von mir abbekommen – ich muss ganz schön hinter ihr her sein. Sie hält mich auf Trab“, erzählt Melanie Seeger über ihre fast anderthalbjährige Tochter. Nach deren Geburt startete die Leichtathletin des SC Potsdam neu durch – und als Vierte der EM in Barcelona im 20-Kilometer-Gehen war sie die Beste nach drei Russinnen. „Das hat mir viel Selbstvertrauen gebracht“, so die 33-Jährige, die erst am Freitag von einem einwöchigen Trainingslager des DLV aus Zypern heimgekehrt war. „Und dass ich jetzt ohne Medaille auf Platz zwei der Umfrage gewählt wurde, empfinde ich als ganz tolle Anerkennung meiner Leistung durch die Sportfans. Das hatte ich nicht erwartet.“

Bei Olympia 2012 will Melanie Seeger wieder möglichst ganz vorn mitmischen. „Ich lebe, arbeite und trainiere jetzt viel bewusster. Und ich feile mit Unterstützung meines Trainers Michael Klabuhn an meinen Trainingsplänen für London.“ Ein Meilenstein dorthin soll die WM 2011 sein, für die sie möglichst schon im April die Norm schaffen will. Zunächst aber hat sie andere Dinge vor sich: Prüfungen für ihr zweites Staatsexamen am kommenden Freitag an der Sportschule Potsdam und am 5. Januar an der Grundschule Töplitz, an der sie ihr Referendariat absolviert.

Dass es trotz seines insgesamt vierten Olympiasieges im Februar in Vancouver diesmal nicht für Platz eins in der Sportlerumfrage gereicht hat, stimmte Kevin Kuske nicht traurig. „Philipp Boys WM-Silber war eine ganz große Leistung“, sagte der Bob-Anschieber des SC Potsdam, der 2006 und 2008 die Umfrage gewonnen hatte, am Samstagabend. „Ich habe mich für ihn gefreut. Und wenn man ehrlich ist, muss man auch sehen, wie viele Länder bei uns im Bob mitmischen und wie viele im Turnen. Dort ist es noch schwerer, WM-Medaillen zu gewinnen.“

Kevin Kuske selbst will bei den Heim-Weltmeisterschaften 2011 im Februar in Königssee mit seinem derzeit noch verletzten neuen Bob-Piloten Thomas Florschütz vom BRC Riesa im Zweier und Vierer möglichst zu seinen WM-Titeln Nummer acht und neun durch die Eisrinne rasen. Und bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi möchte er mit Medaillengewinnen die Berliner Eisschnellläuferin Claudia Pechstein (5 Gold/2 Silber/2 Bronze) als erfolgreichste deutsche Winterolympionikin ein- oder gar überholen. Im Januar wird Kuske mit Florschütz und dem Potsdamer Anschieber Andreas Barucha ins Weltcup-Geschehen eingreifen. „Wir scharren schon mit den Hufen, und ich bin gut in Form“, sagt er. Michael Meyer