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FAMILIENATLAS: Nur beim Wohnen nicht familienfreundlich

Potsdam ist erneut Spitze im Prognos-Familienatlas – lediglich das altbekannte Problem drückt die Bestnoten

Von Peer Straube

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Potsdam hat es wieder geschafft: Fünf Jahre nach dem Titel „Familienfreundlichste Stadt Deutschlands“ gehört Brandenburgs Landeshauptstadt abermals zu den 25 familienfreundlichsten Standorten in Deutschland. Das geht aus dem aktuellen Familienatlas hervor, den das Berliner Prognos-Institut im Auftrag des Bundesfamilienministeriums erstellt hat.

Insgesamt sechs Themenfelder wurden in der Studie untersucht: Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Wohnsituation und Wohnumfeld, Bildung, Angebote und Organisation der regionalen Familienpolitik, Arbeitsmarkt und Demografie. Fazit: Potsdam liegt bei fast allen dieser Indikatoren weit über dem Bundesdurchschnitt. „Auf dieses Ergebnis können wir stolz sein“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Montag. Der Rathauschef wertete die Studie als Beleg dafür, dass die „Verwaltung gemeinsam mit den Stadtverordneten sowie allen Potsdamern mit vielen Entscheidungen richtig“ liege.

Bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist die Landeshauptstadt sogar der Spitzenreiter unter allen 402 kreisfreien Städten und Landkreisen der Bundesrepublik. Herausragend ist laut Prognos-Studie in Potsdam etwa die Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt. Zudem gibt es in der Stadt einen überdurchschnittlich hohen Anteil „familienbewusster Arbeitgeber“, Arbeitgeber also, die ihren Angestellten etwa durch flexible Arbeitszeitkonzepte oder die Vermittlung von Betreuungsangeboten dabei helfen, Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Mit 10,8 Prozent ist die Quote fast dreimal höher als im Durchschnitt der Republik.

Als einen der wichtigsten Indikatoren für die Familienfreundlichkeit wertet das Prognos-Institut die hohe Betreuungsquote der Krippen- und Kitakinder: 56 Prozent der unter Dreijährigen haben einen Krippenplatz, 96 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen werden in einer der 114 Kitas der Stadt betreut.

Zudem schlagen sich in der positiven Bewertung der Studie auch die Anstrengungen der Stadtverwaltung nieder, die sehr gute Betreuungsquote trotz steigender Kinderzahlen durch den Bau neuer Kitas zumindest stabil zu halten: Der Ausbau der Quote nahm binnen fünf Jahren bei den Krippenkindern um 17, bei den Kitakindern sogar um 31,6 Prozent zu – dreimal mehr als im Bundesdurchschnitt. 50 Millionen Euro gibt die Stadt für die Krippen-, Kita- und Hortbetreuung jährlich aus – ein Zehntel des Stadthaushalts.

Bei der Bildung punktet Potsdam mit wenig Unterrichtsausfall, mit einer vergleichsweise geringen Quote von Schülern pro Lehrer und kleinen Klassengrößen – zumindest in der Sekundarstufe I. In der Primarstufe liegt die Klassengröße mit 21,8 Schülern bereits leicht über dem Bundesdurchschnitt.

Die Angebote der Familienpolitik, darunter der Familienpass und das Ferienprogramm für Schüler, werden als „stark überdurchschnittlich“ eingeschätzt. Rathausentscheidungen würden zudem einer Familienfreundlichkeitsprüfung unterzogen, auch gebe es ein familienpolitisches Leitbild, einen Familien-Begrüßungsdienst sowie zahlreiche Bündnisse und Netzwerke für die Familie.

Einziger Ausreißer nach unten ist der Bereich „Wohnen und Wohnumfeld“. Hier schnitt Potsdam in der Prognos-Studie „stark unterdurchschnittlich“ ab. So sei etwa Wohneigentum zu teuer. Zudem sei der Anteil familiengerechter Drei-Zimmer-Wohnungen am Gesamtbestand mit knapp 60 Prozent zu klein. Im Bundesdurchschnitt macht dieser Anteil gut 70 Prozent aus. Dass nur knapp ein Drittel der Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahren Mitglied in Sportvereinen ist, floss ebenfalls negativ in die Bewertung des Prognos-Instituts ein. Im Bundesdurchschnitt liegt dieser Anteil bei fast 54 Prozent.

Ein direkter Vergleich mit den Ergebnissen des Familienatlasses 2007 ist laut Prognos nur begrenzt möglich, weil die Zahl der Städte und Kreise durch Gebietsreformen seitdem um 37 Regionen verringert hat. Bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist Potsdam von damals Platz acht direkt an die Bundesspitze geschossen. Beim Thema „Wohnen und Wohnumfeld“ fiel die Landeshauptstadt von Rang 335 auf Platz 380, bei der Bildung verlor sie leicht (2007: Platz 125; 2012: Platz 161). Die Bewertung der Lage auf dem Arbeitsmarkt ist im Vergleich zu 2007 ebenfalls kaum verändert: Damals belegte Potsdam Rang 90, aktuell ist es Platz 115. Am meisten Boden hat die Landeshauptstadt beim Thema Demografie gutgemacht. Dank weiterhin starker Geburtenraten und Zuzügen neuer Familien kletterte sie im Ranking von Platz 182 auf Rang 76. Der noch im Familienatlas 2007 enthaltene Punkt „Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche“ (Rang 73) taucht in der neuen Studie nicht mehr auf. Dafür gibt es das neue Untersuchungsfeld „Angebote und Organisation der lokalen Familienpolitik“. Auf diesem Sektor belegt Brandenburgs Landeshauptstadt ebenfalls Platz 73. pee

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