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Keinerlei Unterschiede: Der niederländische Sinterklaas, der am Wochenende das holländische Viertel besuchte, sieht unserem Nikolaus doch sehr ähnlich. Einziger Unterschied: Seine Schwarzen Pieten, sie haben die Funktion von Knecht Ruprecht.

© Andreas Klaer

Von Eva Schmid: Nur Frau Antje fehlte

Im Holländischen Viertel wurde dieses Wochenende zum vierzehnten Mal das Sinterklaas-Fest gefeiert

Von Eva Schmid

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Die Niederländer zogen am Wochenende ins Holländische Viertel ein. Allen voran der Sinterklaas, der niederländische Nikolaus, der am Samstagvormittag per Schiff an der Anlegestelle Lange Brücke ankam. Auf einem Schimmel ritt der in roter Robe, mit Mitra, Bischofsstab und weißem Rauschebart ausgerüstete Sinterklaas durch die Innenstadt bis in die Mittelstraße. In seinem Gefolge etwa 30 Schwarze Pieten, die traditionellen, clownesk gekleideten Begleiter, die eigentlich die Funktion unseres Knecht Ruprechts innehaben. Mittlerweile bestrafen sie nicht mehr, sondern verteilten Süßigkeiten in die begeisterte Kindermenge, die zusammen mit einer Kapelle dem Sinterklaas-Umzug folgte.

Bei seiner Ankunft im Holländischen Viertel boten bereits über 90 Händler traditionelles Kunsthandwerk und niederländische Köstlichkeiten den Besuchern an. In blauer Seemannstracht mit roten Halstuch flechtete der Korbmacher auf Wunsch Truhen, Schirmständer und weitere Körbe. Der Klompenmaker, der in den Niederlanden die schweren Holzschuhe schnitzt, war ebenfalls vor Ort. Leckereien wie Klumpken, süße Waffeln wurden über einem Feuer in einer Eisenzange geröstet. Daneben stand der Senfmacher und dem Matjesstand entströmte ein säuerlicher Geruch. Auch ganze Goudaleibe brachten die Verkaufstische zum Biegen. Nur Frau Antje fehlte, sonst waren die bekannten Personen und Handwerker der Niederlande vertreten.

„Für uns ist der Sinterklaas das schönste Fest des Jahres“, erzählt der niederländische Botschafter, Marnix Krop, der zusammen mit dem Potsdamer Oberbürgermeister Jann Jakobs und dem Sinterklaas das Fest einweihte. Es sei bedeutender als Weihnachten, so der Botschafter. Außerdem schätze er besonders, „dass diese Tradition in dem größten und geschlossensten holländischen Viertel außerhalb der Niederlande gefeiert wird“.

Doch abgesehen von dem Spektakel am Wochenende fehlen in der letzten Zeit zunehmend die Touristen, die das Auskommen der kleinen Läden sichern. „Im Winter ist hier gar nichts los. Aber das liegt am City-Management, denn wenn alle direkt nach Sanssouci mit Bussen gefahren werden, wer hat danach noch Lust hierher zu kommen?“, beklagt sich eine Händlerin, in deren Laden viele Kleidungsstücke mittlerweile reduziert verkauft werden müssen. Zwei Läden weiter beschreibt eine andere Ladenbesitzerin das Problem sehr ähnlich: „Eine Initiative von der Stadt wäre wünschenswert, mit der man mehr Touristen hierher bringt, denn für uns Händler ist das nicht mehr optimal hier.“

Uta Kamps, Verantwortliche für das Jan Bouman Haus, berichtet, dass Anfang des Jahres mindestens drei bis vier Händler ihre Läden aufgegeben haben. Für das Jan Bouman Haus zieht sie indes eine positive Bilanz: „Wir hatten fünf Ausstellungen in diesem Jahr, das sind sehr viele.“ Außerdem sei seit einem Hilferuf vor zwei Jahren die Unterstützung der Stadt gesichert, „sie übernehmen jetzt die Betriebskosten und haben uns eine halbe Arbeitskraft gestellt.“

Die aktuelle Sonderausstellung im Jan Bouman Haus informiert noch bis zum 27. Januar über die Geschichte des Sinterklaas, der als Erzbischof von Myra eigentlich der Schutzheilige der Seefahrer und Kaufleute ist. In den Niederlanden erzählt man sich, er komme aus Spanien. Jedes Jahr am 5. November legt er in einer anderen niederländischen Hafenstadt an und verteilt Geschenke.

Das schönste Geschenk für den Holzschuhmacher sind an diesem Samstag die glücklichen Gesichter seiner Stammkunden: „Schon seit 13 Jahren verkaufe ich hier die Schuhe aus Pappelholz; die kann man ja net hier kaufen“, erzählt er in gebrochenem Deutsch. Er summt das von der Kapelle angestimmte Lied „Tulpen aus Amsterdam“ und freut sich, dass er bereits zehn Paar seiner ’Klompen’ in nur drei Stunden unter die Potsdamer gebracht hat.

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