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Radfahren in Potsdam: „Nur für Lebensmüde“

Die Diskussion um Radfahrsicherheit in Potsdam reißt nicht ab: Wegen Umleitungen und Sperrungen für Bauprojekte sind in der Stadt einige gefährliche Stellen entstanden

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Nicht nur Autofahrer haben unter Potsdams Baustellen zu leiden: Auch für Radler und Fußgänger wird es wegen Umleitungen und Sperrungen an einigen Stellen eng und gefährlich. Klagen gibt es unter anderem wegen der Verkehrsführung am Landtag und an der Humboldtbrücke. Seit dem Tod einer Radfahrerin an der Pappelallee wird in der Stadt intensiv über Radfahrsicherheit diskutiert, das Rathaus hatte aufgerufen, Gefahrenstellen zu melden (siehe Kasten).

Eine solche gefährliche Stelle hat PNN-Leser Wolfgang Nather an der Kreuzung Nuthestraße und Berliner Straße ausgemacht: Dort führt die provisorische Abfahrt von der Schnellstraße in die Berliner Straße derzeit über den Fußweg vor dem dortigen Bio-Einkaufsmarkt. „Die Ecke ist weder für Autofahrer noch für Fußgänger einsehbar und eigentlich nur noch von Lebensmüden zu benutzen“, kritisiert Wolfgang Nather. Auch beim Rathaus gab es bereits zwei Beschwerden zu der Verkehrsführung an dieser Stelle, sagte Stadtsprecher Markus Klier auf PNN-Anfrage.

Die Stelle soll aber auch weder von Radlern noch von Fußgängern benutzt werden, argumentiert die Stadtverwaltung: Wegen der Bauarbeiten sollen Radfahrer und Fußgänger aus Richtung Zentrum kommend stattdessen schon vor der Kreuzung auf die nördliche Seite der Berliner Straße wechseln und sich über die Gutenbergstraße, die Behlertstraße und schließlich wieder die Berliner Straße bewegen, so Klier. Für diese Ausweichroute sei eine Zusatz-Ampel eingerichtet worden. Der Umweg werde bis voraussichtlich 14. Oktober bestehen bleiben. Erst danach werden Passanten und Radler wie gewohnt auf der südlichen Seite der Berliner Straße die Nuthestraße überqueren können – bis Ende Oktober allerdings noch über ein Provisorium, da an der Mittelinsel weiter gearbeitet wird.

Noch wesentlich länger bleibt es auf der Humboldtbrücke selbst eng für Radler und Fußgänger: Wegen der Bauarbeiten ist der Geh- und Radweg auf der einen Seite – in Richtung Babelsberg links – schon seit Monaten komplett gesperrt. Auf der anderen Seite, die sich Fußgänger und Radler in beiden Richtungen teilen müssen, bleibt mitunter wenig Platz für Ausweich- und Überholmanöver. Die Sperrung bleibt noch bis zum Ende der Bauarbeiten im Jahr 2015 bestehen, so Stadtsprecher Klier. Nötig sei das wegen der Vielzahl der Baumaßnahmen und dem hohen Gefahrenpotenzial im Baustellenbereich. Rund um die Humboldtbrücke sei es allerdings bisher nicht zu einer Häufung von Unfällen gekommen.

Ähnlich eng ist es derzeit auch am Landtagsschloss: Fußgänger und Radfahrer zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt werden dort momentan über einen schmalen Weg zwischen zwei Zäunen geführt – die spätere Humboldtstraße. An der schmalsten Stelle bleiben nach Aussage des Sanierungsträgers, der das Landtagsumfeld im Auftrag der Stadt gestaltet, gerade einmal 2,25 Meter für Rad- und Fußgängerverkehr in beide Richtungen. Dass das bisweilen zu „brenzligen Situationen“ führt, ist auch beim Sanierungsträger bekannt. Hinweise auf vermehrte Unfälle gebe es jedoch nicht, erklärt Sprecher Sebastian Scholze und appelliert, aufeinander Rücksicht zu nehmen. Die Route werde intensiv genutzt: „Erschwerend kommt hinzu, dass die beiden Baustellen in der Potsdamer Mitte natürlich auch ein Anziehungspunkt für Touristengruppen sind, die an den Bauzäunen gern interessiert in Augenschein nehmen, was dort entsteht“, so Scholze.

Doch eine andere Lösung als der schmale Weg sei logistisch nicht möglich gewesen, so der Sprecher. Zwar sei eigentlich Ziel gewesen, immer mindestens 2,50 Meter Breite zu lassen, aber durch den Start der Bauarbeiten auch am Havelufer sei das nicht mehr möglich. Entspannung wird es an dieser Stelle voraussichtlich erst ab der zweiten Oktoberhälfte geben: Dann wird der südliche Bereich am Landtag – ein kombinierter Rad- und Fußweg – für den Verkehr freigegeben.

Auch an der anderen Seite des Landtagsschlosses klagen Radfahrer über Gefahren. PNN-Leser Friedrich Band-Rieger beschreibt eine Situation in der Schlossstraße, kurz vor der Friedrich-Ebert- Straße. Er habe es öfter erlebt oder beobachtet, dass Busfahrer es an dieser Stelle – trotz der Vorfahrt der Radler – auf eine „echte Nervenprobe“ ankommen lassen.

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