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Landeshauptstadt: Nur Heidi Klum war nicht da

Seit knapp einem Jahr produziert Katjes Bonbons in Potsdam. Reklamationen nach dem Start sind stark gesunken

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Babelsberg - Süßes oder Saures – vor der Wahl stehen Werksleiter Manfred Kappler und seine Mitarbeiter des Katjes-Werkes jeden Tag, ohne das Kinder an der Tür klingeln. Gestern fiel die Wahl auf eher Saures. „Gletscher Eis“ bekam Ministerpräsident Matthias Platzeck bei seinem Fabrikbesuch direkt vom Band gereicht. Eines von knapp 5000 Bonbons pro Minute, die aus der Anlage sprudeln. Seit knapp einem Jahr steht die Fabrik des drittgrößten deutschen Bonbonherstellers in der Wetzlarer Straße. Dadurch sind 60 Arbeitsplätzte entstanden und Teile der Produktion aus dem Ausland nach Deutschland verlegt worden. Ein eher seltener Weg in der heutigen Zeit. Katjes-Firmenchef Tobias Bachmüller sagte dazu: „Wir müssen die Unternehmenspolitik vor unseren Familien vertreten.“

Platzeck nannte die Gründe für die Ansiedlung in Brandenburgs Landeshauptstadt eine „bestechende Logik“. Das Land lockte mit Fördergeldern, eingestellt worden sind vor allem ältere, arbeitslose Mitarbeiter mit Hilfe von Eingliederungsprogrammen. Natürlich seien die Förderungen auch ein Grund gewesen nach Brandenburg zu kommen, sagte Bachmüller. Jedoch hätte vor allem die Lage, die Nähe zu Berlin und somit zu 3,5 Millionen potenziellen Kunden den Ausschlag für die Zwölf-Millionen-Euro-Investition in Potsdam gegeben, so der Katjes-Geschäftsführer, der einst beim Schokoladenhersteller Milka arbeitete. Ein Fabrikstandort mit Angeboten für Kinder und Jugendliche im Umfeld. Eine „Achse des Guten“ nannte Bachmüller die Strecke vom Filmpark Babelsberg, über das Exploratorium zu der Fabrik des Unternehmens.

Elf Monate nach Eröffnung der Fabrik, die mit dem Konzept der gläsernen Produktion errichtet worden ist, zieht Bachmüller eine knappe Bilanz: „Wir fühlen uns in Brandenburg sehr gut aufgehoben und haben keine besonderen Wünsche.“ Das hörte Platzeck gern, der nun einer der 60 000 von einem Laser an der Eingangstür registrierten Besucher seit Eröffnung des Fabrikverkaufs ein. Ein seltener Gast sei er, aber Nachbar. Platzeck wohnt in Babelsberg.

In die Bilanzen lässt sich Katjes mit Top-Model Heidi Klum als Werbeikone allerdings nicht schauen. 200 Millionen Euro Jahresumsatz schaffe das Unternehmen mit seinen 460 Mitarbeitern, gibt Bachmüller den Journalisten als Häppchen. Etwa 15 Prozent dessen würden in Potsdam erwirtschaftet. Wann der Standort ausgelastet ist, darauf will sich derzeit keiner festlegen. Denn die Fabrikhalle am Bahnhof Medienstadt ist mit einer Produktionsstrecke gerade einmal halb belegt. Es werde nicht investiert, um danach gleich wieder zu erweitern, sagte Bachmüller. Die Fabrik sei für die Zukunft ausgelegt. Und die hängt vom Appetit der Verbraucher ab. Werden wenig Bonbons gegessen, wird weniger produziert. Bei hoher Nachfrage, wird aufgestockt. Bachmüller sagte, jetzt würde an der Potsdamer Anlage wieder im Zwei- Schicht- System gearbeitet. Die Reklamationen der Handelsketten sind seit dem Start deutlich zurück gegangen, zeigen die Tabellen am Eingang zur Produktionshalle. Anfangsschwierigkeiten. Inzwischen sei die Maschine warm gelaufen, die neuen Angestellten eingearbeitet, hieß es.

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