Landeshauptstadt: Nur keine Meuterei
Städtewettstreit mit dem Oberbürgermeister bei der RBB-Sommertour am Hafen
Stand:
Innenstadt - Einmal Kapitän sein und alle hören auf sein Kommando. Gestern vernahm Oberbürgermeister Jann Jakobs wieder einmal ein zackiges „Aye, Aye Sir“. Freilich nur für das Fernsehen. Die RBB-Sommertour machte gestern Station hinter dem Mercure-Hotel am Hafen. Kindern mit Augenklappen, aufgemalten Bärten, Holzschwertern und Kopftüchern begleiteten das Stadtoberhaupt, ebenfalls provisorisch verkleidet, auf sein Schiff. Eine Nussschale mit Piratensegel aus der Requisite des Generationentheaters „Piraten auf Tour“. Viele Hundert Schaulustige waren zu dem Spektakel gekommen, zu dem live im Fernsehen bunte Luftballons im blauen Himmel baumelten. „Entscheidend für den Wettbewerb ist das Stimmungsbild, der fröhliche Potsdamer“, animierte ein Moderator die Menge. Schließlich wolle Potsdam den Sängerwettstreit gewinnen.
Der Sender hatte dem Stadtoberen früh am Morgen eine Aufgabe gestellt. Zur Melodie des Seemanns-Klassikers „My Bonnie is over the Ocean“ sollten bis zum Sendebeginn des Zipp-Magazins um 18.30 Uhr zwei Liedstrophen getextet und ein in Kostümen auftretender Chor zusammen gestellt sein.
Selten sei eine Stadt „so gelassen mit der Aufgabe umgegangen“, meinte Fernseh-Moderator Uwe Madel und dachte an Oranienburg, Brandenburg (Havel) und Templin, wo die Kontrahenten des Wettstreits liegen. Ein Filmchen zeigte, wie der Oberbürgermeister nach der Aufgabenstellung im Gefolge von vier weiblichen „Engeln“ aus seiner Verwaltung in einem offenen Mini fortdüste. Richtung Malteser Treffpunkt Freizeit. Im frisch gekürten Generationenhaus wurde der Chor formiert, die Kostüme mit heißer Nadel zusammen genäht und der Text gedichtet.
Als Vorgabe lieferte der Radiosender Antenne Brandenburg die Worte „sparsam“, „filmen“ und „König“. Sie mussten im Text auftauchen, wollte Potsdam gewinnen. Die Zeilen zu dichten sei ihnen nicht schwer gefallen, sagte Margitta Burghardt, Leiterin der Theatersektion des Malteser Treffpunkts. Sie hätten zu Dritt die Zeilen geschrieben: „Ein Spaßbad wurd´ sparsam verschlafen, doch bald schon das Stadtschloss entsteht.“ Und: „Mein Potsdam, vom Film bekannt, hier fühlt sich der Promi als König, Du Perle im märkischen Sand.“ Im Refrain: „Potsdam, Potsdam, wir finden dich einmalig schick.“ Moderator Madel ließ es sich bei laufender Kamera nicht nehmen, den Oberbürgermeister zu fragen, was ihm denn zum Begriff „sparsam“ einfiele. Jakobs erntete mildes Gelächter aus dem Freibeuterpublikum für seine Antwort, der Potsdamer wäre ja von Natur aus sparsam und knauserig. Bei ein zwei Ausnahmen, wie er selbstkritisch bekannte. Das Schwimmbad wäre eine davon. Für den eigenen Sangesauftritt wählte Jann Jakobs das Motto der Standhaften: „Mitmachen ist alles!“ Nachdem der Piratenchor abgetreten war, entließ Brandenburgs Wasserkönigin einige Schüsseln Aale in die Havel und Bernhard Brink sang zum Playback: „Die Zeit heilt keine Wunden.“
Ob die Gesangsleistung für den Gewinn des Ausscheids reichen wird, bleibt bis Samstag ungewiss. Dann findet ab 18.30 Uhr in Bad Saarow das Finale statt. Als Preis winkt Potsdam und dem Oberbürgermeister ein Image-Video, das der RBB professionell für die Stadt produzieren wird.
Matthias Hassenpflug
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: