Wer ist über mehr Leichen gegangen? Lenin oder Friedrich II.? Eigentlich eine Frage der Historiker, doch die Parlamentarier übten sich gestern in vergleichender Geschichtswissenschaft. Das Streitobjekt: die Lenin-Statue die am einstigen Haus der Offiziere in der Hegelallee eventuell wieder aufgestellt werden soll. Oder eben nicht, wie es Eberhard Kapuste im Stadtparlament beantragt hat. Der CDU-Abgeordnete rechnete vor: 1300 Ermordete nach einem Attentat, Krieg gegen Polen und unzählige Tote nach einem Matrosenaufstand – alles auf Geheiß Lenins. Mit solch einem dürfe sich Potsdam nicht schmücken, so Kapuste. Der Fraktion „Die Andere“ ging das nicht weit genug: In bekannt sarkastischer Manier forderten sie, dass alle Denkmäler „von Persönlichkeiten, die in ihrem politischen Leben buchstäblich über Leichen gegangen sind“ zu entfernen seien. Ergo: die Demontage von diversen Königs- und General-Statuen. Beschlossen wurde, einen unabhängigen Historiker zu befragen. Makaber und pietätlos diese Aufrechnung von Opferzahlen? Sicher auch. Aber womöglich völlig nutzlos: Denn der alte und eventuell neue Standplatz ist in Privathand. Und sich einen Stein-Lenin zu halten, ist nicht verboten.
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