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„Festivals besuchen, Kontakte knüpfen, neugierig bleiben“ HFF-Absolvent Nicolai Rohde über Studium und Berufseinstieg

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Seit 2004 arbeitest Du als freier Regisseur. Dein zweiter Film, „10 Sekunden“, kommt ins Kino. Hattest Du es als „Studierter“ verglichen mit Quereinsteigern leichter?

Ich hatte ganz sicher einen Vorteil. Im Studium drehte ich mehrere Kurzfilme, die in meinem Fall als künstlerischer Nachweis ausschlaggebend waren. Redakteure und Produzenten sahen die Filme und das war oft die Basis für weitere Gespräche. Sicher reichen Kurzfilme allein nicht aus, um sich als Regisseur auszuweisen – man muss schon das Glück haben auf Redakteure und Produzenten zu stoßen, die einem vertrauen und bereit sind das „Risiko“ mit einem Neuling zu wagen.

Der Fluch des Berufsanfängers? Sind solche Vorbehalte gerechtfertigt?

Produzenten kritisieren mangelnde Erfahrung oft zu Recht. Das Geschäft ist hart, Risiken müssen kalkulierbar bleiben. Erst mit einem Langfilm kann man beweisen, ob man der Aufgabe gewachsen ist, das Pensum schafft, im Budget bleibt. Heute funktioniert das über die TV-Nachwuchsreihen – etwa das „Debüt im Ersten“ oder „Das kleine Fernsehspiel“. Hier kommen wieder die Kurzfilme ins Spiel – unverzichtbar als Chance eine eigene Filmsprache zu entwickeln, auf die dann die Redakteure aufmerksam werden. Ohne Kurzfilm kein Langfilm.

Wie hast Du Dein Debüt geschafft?

Meine Kurzfilme liefen erfolgreich auf Festivals. Ein Redakteur vom Kleinen Fernsehspiel wurde aufmerksam. Mit ihm erarbeitete ich den ersten Langfilm. Eine Fernsehserie kam danach. Den Auftrag zu bekommen war nicht einfach. Mittlerweile habe ich einige Fernseherfahrung gesammelt und vieles läuft über Empfehlungen. Als Regisseur stellt mich niemand mehr in Frage. Eine Entscheidung für oder gegen mich fällt heute aus anderen – ästhetischen, künstlerischen – Gründen.

Stell Dir vor, Du würdest mit der Erfahrung von heute Dein Regiestudium noch einmal beginnen. Was wäre anders?

Ich würde mehr Wert auf die Dramaturgieausbildung legen. Das Handwerk des Regisseurs erlernt man beim Drehen, das des Dramaturgen beim Bücherschreiben. Im Studium habe ich mich auf meinen Bauch verlassen. Bis heute bin ich mit dieser Methode, die wesentlich meine Art der Inszenierung ausmacht, gut gefahren, dennoch wünschte ich mir manchmal mehr dramaturgische Sicherheit.

Welche Pläne hast Du und welche Perspektive siehst Du für Dich angesichts der allgemeinen Entwicklungen in der Branche?

Ich darf als Regisseur arbeiten, kann davon leben und habe Produzenten wie Redakteure, die mir vertrauen. Das ist schon sehr viel. Aktuell arbeite ich mit Autoren an weiteren Kinoprojekten und auch fürs Fernsehen. Die TV-Projekte erlauben es mir finanziell, längerfristig angelegte Kinoprojekte weiter zu verfolgen. Den Spagat zwischen Kino und Fernsehen möchte ich beibehalten, auch wenn das ein wackeliges Geschäft ist. Heute geht''s gut und morgen können alle Projekte wie Seifenblasen zerplatzen.

Der alltägliche Wahnsinn

Ja, aber das gehört dazu. Dann gilt es, Strategien zu entwickeln, die einen vor diesem ständigen Auf und Ab schützen.

Hast Du noch Kontakte zu Kommilitonen oder Absolventen anderer Jahrgänge? Gibt es einen HFF-Bonus?

Ich habe Kontakte und es werden immer mehr. Viele Absolventen aus meinen Jahrgängen rutschen jetzt in Führungspositionen, vor allem im Bereich Produktion. Von einem HFF-Bonus würde ich nicht sprechen, eher von so einer Art Grundvertrauen.

Welchen Rat hast Du für die Neuen, die jetzt Ihr Studium an der HFF beginnen?

Dreht Filme und schickt sie auf Festivals, knüpft Kontakte und pflegt sie, bleibt neugierig, offen und nutzt die Freiräume, die Eure Hochschule Euch bietet.

Das Gespräch führte Martina Liebnitz

Nicolai Rohde studierte Film- und Fernsehregie an der HFF. Seine Kurzfilme liefen erfolgreich auf Festivals. Der Kinostart seines Films „10 Sekunden“ ist für Anfang Oktober geplant.

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