Landeshauptstadt: O Tannebaum
Kameradschaft der ehemaligen Waisenhaus-Schüler ermöglichte Bescherung von 30 Heimkindern
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Kameradschaft der ehemaligen Waisenhaus-Schüler ermöglichte Bescherung von 30 Heimkindern Innenstadt - Zum 24. und letzten Mal öffnete sich am Heiligabend eine Tür zum „lebendigen Adventskalender“, mit dem im Dezember die Arbeitsgemeinschaft „Historische Stadtkerne“ und der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) gerettete und neu genutzte Baudenkmale vorgestellt hatten. Als Abschluss und Höhepunkt wurde das 1771 bis 1778 durch Gontard errichtete Große Potsdamer Militär-Waisenhaus geöffnet, das Anfang des Monats nach dem Wiederaufbau des Monopteros (Säulentempel) mit dem Aufsetzen der Statue der Caritas die Vollendung seiner Sanierung und Restaurierung gefeiert hatte. Oberbürgermeister Jann Jakobs und Waisenhaus-Geschäftsführer Jürgen Pankonin zogen die große Eingangstür auf, hinter der eines der schönsten spätbarocken Treppenhäuser liegt. Die Blicke der fast 300 Besucher fielen auf einen mit Geschenken gefüllten Pferdeschlitten. Damit wurden 30 Kinder überrascht, die in Wohngemeinschaften des Jugendhilfeverbundes Potsdam und im Kinderheim Bollersdorf (Märkische Schweiz) betreut werden und Weihnachten nicht in der Familie feiern konnten. Mitarbeiter der Waisenhaus-Stiftung hatten sie zuvor nach ihren Wünschen gefragt. Die zusätzliche Bescherung wurde möglich, weil die Kameradschaft ehemaliger Schüler 1000 Euro für die Geschenke gespendet hatte. Für sie sprach Hans Rehfeldt, der von 1934 bis 1937 im Waisenhaus zur Schule gegangen war. Weihnachten, erzählte er, wurde der vom Wecken bis zum Zapfenstreich militärisch reglementierte Tagesablauf für die uniformierten Zöglinge gemildert. Im festlich geschmückten Speisesaal gab es die Bescherung, bei der sich die Waisen über ein Modellauto, eine Mundharmonika oder ein paar Buntstifte freuten. Trotz der strengen Erziehung hätten sich die Schüler unter dem Schutz der Caritas, der Göttin der Barmherzigkeit, geborgen gefühlt. Dass deren Statue nun wieder die Kuppel krönt, sei für die fast 300 noch lebenden, heute hochbetagten Schüler das schönste Weihnachtsgeschenk gewesen. Die Stiftung Großes Waisenhaus hatte sich für das anschließende Adventsprogramm mit der Singschule Babelsberg und dem Theater Havarie Light etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Das bekannte Weihnachtslied „O Tannenbaum“, erfuhren die Besucher, ist im Waisenhaus entstanden. Autor war 1819 der damalige Erziehungsleiter August Zarnack. Er verglich allerdings die Beständigkeit des immergrünen Tannenbaums mit der Flatterhaftigkeit eines Mädchens, das ihren in Armut geratenen Geliebten verlassen hat. Fünf Jahre später ersetzte dann der Leipziger Lehrer Ernst Anschütz die den ersten Liedzeilen folgenden Strophen durch den heute als Weihnachtslied gesungenen Text. Verwundert hörten die Besucher das Zarnacksche Lied mit Passagen wie „O Mägdelein o Mägdelein wie falsch ist dein Gemüte“ oder „Der Bach im Tal, der Bach im Tal ist deiner Falschheit Spiegel“, um in die anschließend gebotene weihnachtliche Fassung dann kräftig mit einzustimmen. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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