Landeshauptstadt: Obdachlose Ausländer im Asylbewerberheim
Wohnungs-Problematik beschäftigte Migrantenbeirat / Sozialamt unterstützt laut Diakonie keine WGs
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„Umgekehrten Rassismus“ warf Migrantenbeiratsvorsitzende Hala Kindlberger dem einstigen Träger des Asylbewerberheims, der Arbeiterwohlfahrt (Awo) vor. Kindlberger bezog sich dabei auf einen Fall einer Roma-Familie, der im gestrigen Migrantenbeirat von Vertretern des neuen Asylbewerberheim-Trägers Diakonie geschildert wurde. „Die Roma-Familie lebte in Potsdam bereits in einer Wohnung und wurde wegen Mietschulden gekündigt“, sagte Helen Sundermeyer von der Diakonie-Flüchtlingsberatung. Als die Migrantenfamilie Platz im Obdachlosenheim gesucht haben soll, wurde sie „von der Awo aus thematischen Gründen“ ins Asylbewerberheim verlegt, sagte die neue Leiterin des Diakonie-Asylbewerberheims, Christiane Wahl. Bis vor kurzem betrieb die Awo sowohl das Obdachlosenasyl als auch die Flüchtlingsunterkunft.
Nun beansprucht die Familie Platz im neuen Heim am Schlaatz. „Wir haben aber keine Familien-Wohnräume mehr“, erklärte Leiterin Wahl. Derzeit müsse die Familie in einem „sehr kleinen Zimmer“ leben, so Wahl. Grundsätzlich sei die Roma-Familie mit einer Wohnberechtigung kein Fall für das Asylbewerber- sondern für das Obdachlosenheim. Bei 39 Migranten in der Flüchtlingsunterkunft am Schlaatz sei der Fall ähnlich: Trotz Wohnberechtigung lebten die Menschen noch im Asylbewerberheim.
Diese Wohn-Problematik will der Migrantenbeirat angehen. Doch sei das ein allgemeines Strukturproblem, sagte Carsten Hagenau, Kenner der Potsdamer Wohnungswirtschaft. Es gebe kaum kleine, bezahlbare Wohnungen. Alternativ-Ideen wie Wohngemeinschaften würden indes von Sozialamts-Seite abschlägig beschieden, sagte Wahl. Die Möglichkeit, die vor allem für alleinstehende, junge Ausländer in Frage kommen könnte, werde nicht unterstützt, so Wahl.
Kritik an den ersten anderthalb Wochen ihrer Führung wollte sie indes nicht gelten lassen. So wurde von der Polizei die fehlende Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der Diakonie bemängelt, sagte Beiratsmitglied Uwe Fröhlich. „Laut meinen Informationen traf die Polizei während einer abendlichen Streife keinen Ansprechpartner im Haus an. Auch Sicherheitsmaßnahmen sollen nicht berücksichtigt worden sein“, so Fröhlich. „Ich habe drei Gespräche mit der Polizei geführt, mir sind keine Beschwerden bekannt“, sagte Leiterin Christiane Wahl. Kay Grimmer
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