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Landeshauptstadt: Obst aus Kaisers Garten

Bürgerverein zur Wiederherstellung der Babelsberger Hofgärtnerei gegründet / Unesco-Welterbetag in Potsdam

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Potsdam und seine Gönner – die Glücksgeschichte dieser Stadt ist seit vergangenem Samstag um ein Kapitel reicher: Die im 19. Jahrhundert erbaute königliche Hofgärtnerei im Park Babelsberg steht im Mittelpunkt des jüngsten Engagements aus der Bürgerschaft. Mit dem Verein der „Förderer der königlichen Hofgärtnerei Park Babelsberg“ gründete sich eine Initiative, die sich die Rettung des einst von Hofgärtner Christoph Ferdinand Kindermann bewohnten Anwesens im Park Babelsberg auf ihre Fahnen geschrieben hat.

Mit dem Verein wolle man über die Hofgärtnerei hinaus bei den Potsdamern und ihren Gästen ein größeres Interesse am Park Babelsberg wecken, sagt Alwin Scholz, Vorsitzender des neuen Fördervereins. Der im 19. Jahrhundert von Peter Joseph Lenné und Hermann von Pückler-Muskau angelegte Landschaftspark erfreue sich bisher nur eines mäßigen Zuspruchs unter den Besuchern der Parks.

Als im vergangenen Herbst die beiden restaurierten Lorbeerhäuser der ehemaligen Gärtnerei eingeweiht wurden, habe er auf einer Führung erfahren, dass die Schlösserstiftung nach Möglichkeiten suche, die Gärtnerei wiederherzustellen, erzählt Scholz. Der Radiologe bewegte dies einige Zeit in seinem Herzen und suchte schließlich im Freundeskreis nach Enthusiasten, die bereit wären, sich mit ihm für die Wiederbelebung der Gärtnerei zu engagieren. Sieben Mitstreiter habe er für die Aufgabe begeistern können, so Scholz. Doch sei völlig klar, dass sie allein die Aufgabe nicht stemmen könnten. Man wolle zwar mit gutem Beispiel vorangehen und sich sowohl ideell als auch materiell in die Arbeit einbringen, aber aus dem noch zarten Pflänzchen des Vereins solle ein möglichst breit aufgestelltes bürgerschaftliches Engagement erwachsen. Es sei zum Beispiel vorstellbar, dass Bürger, aber auch Schulen eine Art Patenschaft für einzelne Beete übernähmen, so Scholz. „Es nutzt nichts, ein totes Denkmal zu haben, es muss ja belebt sein“, erklärte der Vorsitzende. Die Kontaktdaten des Vereins will er demnächst öffentlich bekannt machen.

Die Schlösserstiftung als Eigentümerin sei sehr glücklich, dass man gemeinsam mit dem Verein nun die Instandsetzung der Anlage angehen könne, sagte Gartendirektor Michael Rohde am Samstag. Er verwies auf den hohen kulturhistorischen Wert der Anlage. Die Ideen des französischen Obstbauexperten Alexis Lepère seien hier verwirklicht worden. Vor den sogenannten Talutmauern mit ihren vorspringenden Dächern habe man zu Kaisers Zeiten Obst wie Äpfel, Pfirsiche und Birnen angebaut.

Zur selben Stunde, als sich am Samstag der Verein für die Wiederherstellung der zum Welterbe gehörenden Gärtnerei gründete, fand im Nikolaisaal die zentrale deutsche Festveranstaltung zum gestrigen Unesco-Welterbetag statt. Dass Potsdam als Ort ausgewählt wurde, sei Ausdruck der Wertschätzung gegenüber all denjenigen, die das Potsdamer Welterbe pflegten, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) in seinem Grußwort. Kulturstaatssekretär Martin Gorholt (SPD) betonte auf dem Festakt, mit dem zugleich der 40. Jahrestag der Unesco-Welterbekonvention begangen wurde, es sei „nicht nur ein schönes Geschenk“, sondern auch ein Auftrag, dass Potsdam seit 21 Jahren auf der Welterbeliste stehe.

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