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Homepage: Obst im Plasmastrahl
Neuer Forschungskomplex am Institut für Agrartechnik in Bornim eröffnet
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Ganz neue Methoden für Qualität und Sicherheit im Lebensmittelsektor werden fortan am Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim (ATB) eingesetzt. Obst wird gegen Keime mit Plasmastrahlen behandelt und Fleisch unter einem speziellen blauen Licht auf Frische geprüft. Am Dienstag wurde ein neuer Laborkomplex am ATB in Betrieb genommen. Die neue Forschungsanlage soll Lebens- und auch Futtermittel in Zukunft haltbarer und keimfrei machen. Dabei stehen Effizienz, Produktschonung, Wirtschaftlichkeit und Ergonomie im Vordergrund. Die neuen Geräte und Laborräume beschreibt der Institutsleiter Reiner Brunsch als Meilenstein auf dem Weg zu einer internationalen Spitzenstellung auf dem Gebiet der Lebensmittelkontrolle.
Die Wissenschaftler werden in den neuen Laboren eine Vielzahl neuer Untersuchungsmethoden nutzen. Im Frischeterminal reifen Obst und Gemüse unter verschiedenen Klimabedingungen, um die Reifungsprozesse der Früchte besser verstehen zu können. Äpfel oder Bananen können mit diesen Kenntnissen vor der Ernte länger reifen. Außerdem sollen Früchte nicht mehr während des Transports verderben. Ziel ist es, dass sie frisch ihren Zielort erreichen.
Bei der Untersuchung von Fleischproben unter blauem Licht leuchten die mit Bakterien verseuchten Stücke heller als die frischen. Grund dafür ist, dass die Bakterien im Fleisch fluoreszieren. Dabei ist besonders interessant, dass damit die Qualität des Fleisches zerstörungsfrei geprüft werden kann. Ohne die Proben zu zerschneiden oder auszupacken, kann deren Frische ermitteln werden.
Ähnlich funktioniert die Plasmabehandlung von Obst und Gemüse. Die Proben werden unter einem Plasmastrahler auf ihren Bakterien- und Mikrobengehalt geprüft und davon befreit. Diese Art der Dekontamination hat den Vorteil, dass weder chemische Rückstände noch unzureichende Entfernung von Bakterien die Qualität der Lebensmittel mindern. Aber auch in anderen Bereichen soll die Forschung helfen. Um Getreide und Arzneimittel sicher lagern zu können, muss deren Feuchtigkeit reduziert werden. Dazu entstehen im Trocknungszentrum des ATB für etwa 800 000 Euro neue Anlagen, die durch Warmlufttrocknung die Getreidequalität deutlich verbessern können.
Die Gesamtkosten für den Ausbau und die Umgestaltung des Forschungskomplexes beliefen sich auf drei Millionen Euro. Die Maßnahmen wurden zu 75 Prozent mit europäischen Efre-Mitteln gefördert. Land und Bund waren mit je 12,5 Prozent beteiligt. Am ATB denkt man über die neuen Forschungsmöglichkeiten bereits hinaus. Als nächstes will das Institut neuartige energiesparende Proteinquellen als Nahrungs- und Futtermittel erschließen. Dabei sollen vor allem Insekten und deren Züchtung im Fokus der Forschung stehen.Sascha Steger
Sascha Steger
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