Homepage: Obst und Gemüse kein Wundermittel Sonntagsvorlesung über gesunde Ernährung
Als Heiner Boening erklärte, dass Obst und Gemüse entgegen der volkstümlichen Meinung nur sehr wenigen Erkrankungen vorbeugen würde, schien das um seine Gesundheit besorgte Publikum im Alten Rathaus ein wenig enttäuscht. Dicht an dicht drängten sich die etwa 90, vorwiegend älteren Zuhörer am vergangenen Sonntag zu der Vorlesung mit dem Titel „Welche Ernährung senkt das Krankheitsrisiko?
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Als Heiner Boening erklärte, dass Obst und Gemüse entgegen der volkstümlichen Meinung nur sehr wenigen Erkrankungen vorbeugen würde, schien das um seine Gesundheit besorgte Publikum im Alten Rathaus ein wenig enttäuscht. Dicht an dicht drängten sich die etwa 90, vorwiegend älteren Zuhörer am vergangenen Sonntag zu der Vorlesung mit dem Titel „Welche Ernährung senkt das Krankheitsrisiko? Zehn Jahre Langzeitstudie“. Sie alle hofften im Rahmen der Reihe „Potsdamer Köpfe“ von Boening, mehr über die EPIC-Studie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition) und den bisher daraus gewonnen Ergebnissen zu erfahren. Etwa 27 500 Brandenburger und Brandenburgerinnen hatten im Rahmen dieser bisher umfangreichsten Ernährungsstudie, in den Jahren 1994 bis 1998 vom Rehbrücker Institut ihre Ernährungsgewohnheiten untersuchen lassen. Mehr als eine halbe Million Europäer aus zehn Ländern nahmen insgesamt daran teil. „Wir wollten unter anderem herausfinden, welche Nahrungsmittel gewissen Krankheiten vorbeugen“, sagte Boening, der als Leiter der Abteilung Epidemiologie des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung in Potsdam Rehbrücke tätig ist.Per Fragebogen wurden die Probanden befragt wie viel Obst und Gemüse sie täglich verzehren und wie groß diese Portionen seien. Die Teilnehmer wurden gewogen, vermessen und ihre Blutwerte bestimmt. „Anschließend haben wir sie in Gruppen wie etwa in „Raucher“ und „Nichtraucher“ aufgeteilt und das Erkrankungsrisiko zwischen den Gruppen verglichen“, beschrieb Boening den Ablauf der Studie. Nach den ersten vorläufigen Ergebnissen wisse man, dass Obst und Gemüse tatsächlich nur den wenigsten Krebserkrankungen, wie etwa Lungenkrebs vorbeuge. Gegen Brustkrebs bleibe es dagegen wirkungslos. Das bedeute jedoch nicht, dass man auf den Verzehr der vitaminreichen Kost verzichten könne, warnte Boening. Die Chance einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt zu erleiden sinke bei dieser gesunden Ernährung deutlich. „Die 5-mal-am-Tag-Obst-und-Gemüse-Regel gelte also weiterhin. „Nur habe sich durch die neuen Ergebnisse die Begründung geändert. Daher empfiehlt der Ernährungsexperte 650 Gramm Obst und Gemüse täglich zu verzehren. Ein weiteres Ergebnis der EPIC-Studie: Bis zu 40 Prozent sinke das Risiko an Dickdarmkrebs zu erkranken, wenn 30 bis 40 Gramm Ballaststoffe täglich verzehrt werden. „Dafür sollte man auf Vollkornprodukte zurückgreifen.“ Boening weiß jedoch auch um die Ängste der Bevölkerung, vor eventuellen Schadstoffen in den Supermarktprodukten. „Natürlich ist es empfehlenswert eher etwas mehr Geld auszugeben und dafür bessere Qualität zu bekommen“. Trotzdem sei es wichtig den Apfel, und sei es der aus dem Supermarkt auch wirklich zu essen. Eine herausragende Obst- und Gemüsesorte gebe es laut Boening nicht. Der positive Effekt liege allein in der Vielfalt. Nahrungszusatzstoffe wie Vitamintabletten könnten die frischen Produkte einfach nicht ersetzen. „ Studien haben gezeigt, dass in Tablettenform isolierte Substanzen, wie das Vitamin C, keinerlei Effekt haben“. Marion Schulz
Marion Schulz
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