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Landeshauptstadt: „Offenbar ist das ein Versuch, das Projekt zu unterwandern“ Flottenchef Jörg Winkler über den neuen Standort und das widersprüchliche Votum des Parlaments

Herr Winkler, die Mehrheit der Stadtverordneten hat sich in der vergangenen Woche dafür ausgesprochen, dass die Weisse Flotte ihren Neubau am Fuße des Mercures bauen kann. Das hatten Sie gehofft, oder?

Stand:

Herr Winkler, die Mehrheit der Stadtverordneten hat sich in der vergangenen Woche dafür ausgesprochen, dass die Weisse Flotte ihren Neubau am Fuße des Mercures bauen kann. Das hatten Sie gehofft, oder?

Ja, wir freuen uns über den positiven Beschluss und wollen jetzt mit der Stadt über den Erbbaupachtvertrag verhandeln.

Allerdings wurde auch noch ein weiterer Antrag angenommen. Dieser besagt, dass eine Planungswerkstatt zum Lustgarten durchgeführt werden soll – der Standort also wieder infrage gestellt wird. Wie interpretieren Sie das?

Ich war am Mittwoch dabei in der Stadtverordnetenversammlung. Alles ging sehr flott und ich fürchte, dass manch einer dem gar nicht folgen konnte. Das würde auch erklären, warum es so widersprüchliche Abstimmungen gab.

Denken Sie, dass die Einsetzung der Planungswerkstatt ein Winkelzug der Stadt war, um den Neubau am Mercure zu verhindern?

Winkelzug haben Sie jetzt gesagt, aber das Wort hätte ich vielleicht auch gewählt. Aber da geht es nicht nur um die Stadt, auch FDP und Grüne sind ja bekanntlich keine Befürworter unseres Baus. Offenbar ist das ein Versuch, das Projekt zu unterwandern.

Das Ergebnis der Planungswerkstatt könnte ja auch sein, dass die Weisse Flotte nicht am Mercure bauen darf, sondern doch an den Bahndamm ziehen muss. Was würde eine solche Empfehlung für Sie bedeuten?

Ich interpretiere das so, dass die Planungswerkstatt sich mit der Gestaltung des Lustgartens nach einem Abriss des Mercure-Hotels befassen soll. Momentan sehe ich aber für den Abriss keine Chance. Ein Investor ist nicht in Sicht und aus Steuergeldern ist das nicht zu bewerkstelligen.

Sollte es aber doch abgerissen werden, müsste die Weisse Flotte in jedem Fall weichen

Genau, es geht nur um einen temporären Bau. Wir brauchen zwar eine gewisse Laufzeit, damit sich die Investition rentiert. Aber es spricht ja nichts dafür, dass das Hotel fällt.

Wie lange müsste diese Laufzeit sein?

Etwa 20 Jahre.

Sie gehen also nicht davon aus, dass das Hotel in den kommenden 20 Jahren abgerissen wird? 

Genau.

Es gab einen Konflikt zwischen Ihnen und den Lustgarten-Architekten Dietz-Joppien, den die Verwaltung zu lösen versucht hat. Hätte man sich dieses Verfahren nicht sparen können, wenn für Sie ohnehin nur der Standort am Mercure infrage kam?

Da muss man auch die Vorgeschichte betrachten. Als Hasso Plattner mit seinem Vorschlag kam, das Hotel abzureißen und stattdessen eine Kunsthalle zu bauen, haben wir uns bereit erklärt, Platz zu machen. Dann wurde der sogenannte Winkenswinkel präsentiert, mit dem wir auch gut leben hätten können. Er hat sich in den Lustgarten eingepasst und hatte eine breite Flanke zum Hafen hin. Doch dann haben Dietz-Joppin ihre Urheberrechte am Lustgarten angemeldet. Dann gab es diese Gespräche, die von der Stadt moderiert wurden, wo uns aber letztlich nur vorgelegt wurde, dass wir auf dem Parkplatz am Südende des Lustgartens bauen sollen. Dann ist bei uns im Haus irgendwann die Entscheidung gefallen, dass wir dort hinten, versteckt hinter dem Mercure, keine vier Millionen Euro investieren wollen. Wenn das Hotel abgerissen ist, können wir gern neue Optionen ins Auge fassen.

Als Nächstes müssen Sie mit der Stadt den Erbbaupachtvertrag über das Grundstück am Mercure aushandeln. Haben Sie Bedenken, dass die Verwaltung Ihnen da Steine in den Weg legen will – schließlich will sie den Bau ja verhindern.

Das kann natürlich passieren, aber ich halte die Verwaltung für professionell genug. Schließlich gibt es ja einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung.

Wenn alles nach Plan läuft, wann könnten Sie zu bauen anfangen?

Am liebsten würden wir kommenden Herbst anfangen. Ob das machbar ist, kann ich aber derzeit noch nicht sagen.

Die Fragen stellte Katharina Wiechers

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