
© A. Klaer
Kolumne: Etwas HELLA: Oh, wie ist mir blu zumute
Das neue Bad am Brauhausberg soll "blu" heißen. Unsere Autorin Hella Dittfeld nimmt den neuen Namen, für die eine Berliner Agentur einen vierstelligen Betrag bekam, auf die Schippe.
Stand:
Von den Stadtwerken hört man in letzter Zeit ja nicht viel Gutes. Undurchsichtige Gehaltserhöhungen und Untreueverdacht, Auftragsvergabe ohne Ausschreibung und solche Sachen. Doch die können dort auch anders. Das haben sie mit der überaus gelungenen Namensvergabe für das neue Sport- und Freizeitbad am Brauhausberg bewiesen: blu. Nichts weiter. Drei kleine Buchstaben. Aber ein großer Wurf.
Das e von blue wurde eingespart, damit niemand auf dumme Gedanken kommt. Schließlich wird das Wasser nicht wirklich blau sein und die Schwimmer hoffentlich auch nicht. Applaus, Applaus ruft da nicht nur Kermet, der Frosch, sondern alle Potsdamer jubeln es im Chor: blu, blu und nochmals blu. Ein Laie wäre auf einen so schönen Namen mit internationalem Flair niemals gekommen. Geben Sie es zu: nie! Es musste ein Profi ran, nämlich die Berliner Agentur Logolotte – da ist der Name doch schon Programm. Ausschließlich Lotte konnte so ein Logo aus drei kleinen Buchstaben herbeizaubern. Und machte das auch noch für ’nen Appel und ’n Ei. Nur vierstellig soll der Betrag gewesen sein. Höher vierstellig. Na schön, die Potsdamer hätten es kostenlos gemacht, aber dann hätte eine Fachkraft bezahlt werden müssen, die die Vorschläge auswertet. Und ob die nicht teurer geworden wäre bei der energie- und wassergetriebenen Stadtwerketochter? Für die Gaststätte im Bad schlage ich Blu-bi-di-schluck vor. Den Namen möchte ich natürlich bezahlt haben. Mit fünfstelliger Summe, weil er groß geschrieben ist.
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So einfach wie es sich seinerzeit das Naturkundemuseum gemacht hat, das die Kinder aufforderte, einen Namen für den neu ins Bassin gesetzten Wels zu finden, das geht bei einem nigelnagelneuen Sport- und Freizeitbad natürlich nicht. Weline – so heißt der Wels – ist übrigens mit seinem Namen zufrieden, schwimmt weiter ungeniert durch sein Becken und wird nach wie vor von den Kindern geliebt.
Doch wie kann etwas gut sein, das nichts kostet? Außerdem sind Namen wie „Blütentherme“ und „Blub“ schon vergeben, auch wenn das eine noch kein Bad und das andere keines mehr ist. „Schlösser- und Gärtenbad“ ist viel zu lang und Doppelnamen sind ebenfalls out. Deshalb habe ich meinen Enkeln empfohlen, eine Agentur einzuschalten, wenn der Nachwuchs benannt werden soll und ihn nicht unprofessionell einfach Emma-Charlotte oder Max-Friedrich zu nennen.
Ich persönlich hätte ja nichts dagegen, wenn beim Brauhausberg-Bad britischer oder Berliner Mutterwitz durchschlüge à la Schwangere Auster im Tiergarten oder Kermit für die zum 90. Geburtstag grüngewandete Queen. Da war doch Potwal schon ein guter Ansatz. Nach der Form zu urteilen, wäre ich aber mehr für Gerkans Schwimmkasten. Die zuständigen Architekten sähen bestimmt nicht Rot, sondern würden sich blu(e)-scheckig lachen.
Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam.
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