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Landeshauptstadt: Ohne „dritte Halbzeit“

Der Fußball und seine Fans: Thema im Herbstsalon von Manne e.V.

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Der Fußball und seine Fans: Thema im Herbstsalon von Manne e.V. Manne e.V. hat im Nauener Tor einen Herbstsalon eröffnet. Darin will der Verein in entspannter Atmosphäre spannende Fragen diskutieren. Für die Auftaktveranstaltung wählte der Potsdamer Männerverein das populäre Thema Faszination Fußball. Dazu hatte er neben anderen den Fanbetreuer des SV Babelsberg 03, Gregor Voehse, und den Berliner Soziologen Stephan Beyer eingeladen. Fußball als Spiegelbild der Leistungsgesellschaft, Fußball zur Frustbewältigung, Gemeinschaftserlebnis Fußball – von verschiedenen Seiten näherten sich die Teilnehmer den Gründen für die hohe Ausstrahlungskraft dieser Sportart. Dabei bildete die Fanbewegung einen Schwerpunkt. Als Sozialarbeiter bemühe er sich, das durch die Medien verzerrte Bild der Fans gerade zu rücken, meinte Voehse. Sie seien alles andere als ein gewaltbereiter alkoholisierter Haufen. Die Zahl der Hooligans, die an das Spiel als „dritte Halbzeit“ eine Prügelei anhängen, gehe zurück. Neben den „Normalos“, die ihre Mannschaft anfeuern und ihren Frust ablassen, gibt es auch in Babelsberg immer mehr „Ultras“. Diese Gruppe jugendlicher Fans zwischen 12 und 30 Jahren war im Herbstsalon durch Axel Borchert vertreten. Wie er berichtete, stellt die Gruppe, deren Wurzeln in der Potsdamer linken Szene liegen, in den Stadien durch Aktionen, Spruchbänder und Gesänge sich selbst und ihre Ansichten dar, so die Ablehnung des Rassismus oder der Kommerzialisierung im Fußball. Das Gemeinschaftserlebnis sei wichtiger als das Spiel. Dies werte die Polizei nicht immer richtig. Wenn es Gewalt gebe, dann gehe sie von ihr aus – Zwischenruf eines etwas älteren Fans: „Das haben wir früher auch immer gesagt.“ Fußballfans gibt es heute nicht mehr nur bei den Männern, verdeutlichte Stephan Beyer unter Hinweis auf die erfolgreichen Kickerinnen von Turbine Potsdam und ihren Anhang. Als lebender Beweis hatte sich ein Mädchen in die laut Ankündigung Männern vorbehaltene Runde im Nauener Tor geschmuggelt – und wurde toleriert. Für Manne e.V. führte Moderator Eike Schwarz die Diskussion auf ein hohes intellektuelles Niveau. Geistreich war das Gespräch also – die zweite Forderung, die man an solch einen Salon, wie er im 19. Jahrhundert seinen Höhepunkt erlebte, stellen müsste, blieb leider unerfüllt: Der angestrebte Plauderton kam nicht auf, dazu nehmen die Teilnehmer den Fußball wohl zu ernst. Ob er sich bei der nächsten Veranstaltung einstellt, bleibt abzuwarten. Dann geht es am 27. Oktober, 20 Uhr, um das ernste Thema „Väter in Trennung“. Lustiger wird es sicher erst bei den „Männeralltagsgeschichten“, die für die 17. November angesagt sind. E. Hohenstein

E. Hohenstein

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