Landeshauptstadt: Ohne Musik keine Frau
Pothead spielen morgen im Lindenpark und sprechen über die Kunst, alte und junge Fans zu haben
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Musik zur Partnersuche: Eigentlich wollten sie die Band nur für die Zielgruppe der 18 bis 35-jährigen Frauen gründen, sagt Sebastian Meyer im Scherz. Doch dann kam für den Schlagzeuger und die Band Pothead alles anders. 13 Jahre und zehn Alben später, so berichten die drei Musiker im Gespräch mit den PNN, würden zu ihren Konzerte Fans jeden Alters pilgern. „Junge Leute bringen ihre Eltern mit, alte Fans von uns ihre Kinder“, sagt Sebastian.
Er und seine beiden Musikerkollegen Jeff und Brad Dope sitzen in ihrem Büro-Probenraum in Berlin-Kreuzberg, einem alten Fabrikgebäude. Die Musiker tragen Alltagskluft, sind unrasiert, trinken Bier, Wein. Underdogatmosphäre. Das waren Pothead schon immer, irgendwie. Ihre Musik bezeichnen sie als 70''er-Jahre-Rock, nicht festgelegt, ohne Genregrenzen. Jeff Dope, der wie Brad Dope eigentlich aus Seattle stammt, erzählt über seine Konzerterfahrungen: „Bei uns tanzt das junge Mädchen mit dem alten Hippie“.
Solche Augenblicke haben sie in Potsdam fünf-, sechsmal erlebt. Denn wie oft sie genau in der Stadt gespielt haben, wissen sie selbst nicht mehr so genau. Zumindest haben sie alle Club-Bühnen der Stadt schon betreten: Waldschloss, Waschhaus, Lindenpark. „Im Waschhaus ist mir mal ein scharfes Eisenstück im Finger stecken geblieben“, sagt Sebastian. Die Narbe habe er noch immer. Dennoch sind die Erinnerungen an die Live-Konzerte in der Stadt recht positiv: „Die Stimmung war immer cool, hier haben wir wohl mit unser bestes Publikum.“ Sowieso sei die Hälfte des Namens Potsdam in Pothead enthalten – und auch das Festival der Band, dass seit 2000 jedes Jahr bei Belzig stattfindet, hört auf den Namen Potstock. „Eigentlich hatten wir immer auch vor hier ein Konzert mitzuschneiden, weil sich der Titel Pothead in Potsdam einfach gut anhört“, sagt Sebastian - und lässt offen, ob sie am Freitag ab 21 Uhr bei ihrem Auftritt im Lindenpark noch einmal den Versuch wagen. „Immer wenn wir Liveaufnahmen machen wollen, geht etwas kaputt“, sagt Brad Dope trocken.
Solche Sätze zeigen aber auch das Selbstverständnis der Band: Alles allein machen. Mit Labels haben es Pothead schon probiert: Doch nach „vielen Enttäuschungen“, wie es Sebastian Meyer nennt, betreiben sie seit 2000 ihre eigene Plattenfirma. Janitor Records ist nur für Pothead zuständig: T-Shirts drucken, Konzerte organisieren, Platten vermarkten. „Wir waren eine der ersten Bands in Deutschland, die sich so radikal von der Musikindustrie abgewandt hat.“ Das Konzept habe Erfolg gehabt.
Deswegen geben Pothead auf Nachfrage auch Jugendlichen ein paar Ratschläge auf den Weg, ohne Gewähr freilich, dass sie angenommen werden: „Öfter mal ein Buch lesen“, empfiehlt Sebastian. „Eine Band ist immer cool, egal wie gut du spielst“, sagt Brad. Da muss Jeff etwas hinzufügen: „Denn ohne Musik gibt es keine ordentliche Frau.“ H. Kramer
H. Kramer
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