Landeshauptstadt: Ohne öffentliche Gelder geht es nicht
Gespräch über „Kultur und Kommerz“ im Alten Rathaus / Höhere Eintrittspreise keine Lösung
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Innenstadt - Auch wenn es Gründe genug gibt, nur geklagt wurde am Donnerstagabend im Alten Rathaus nicht. Linke-Landtagsabgeordnete Anita Tack hatte die Geschäftsführerin des Kabaretts Obelisk, Gretel Schulze, und den Geschäftsführenden Direktor des Hans Otto Theaters, Volkmar Raback, eingeladen, um gemeinsam über „Kultur und Kommerz“ zu diskutieren. Sowohl Schulze als auch Raback hatten genug Beispiele, um zu zeigen, wie schwierig die Arbeit mit der Kultur bei immer geringer werdender öffentlicher Förderung geworden ist.
Seit 1996 hat das Kabarett Obelisk immer mit Kürzungen leben müssen. „Bis heute ist in diesen Jahren die Förderung um 400 000 Euro zurückgegangen“, sagte Schulze. Gerade einmal 51 000 Euro erhält das Obelisk derzeit jährlich für das Haus in der Charlottenstraße von der Stadt. An Unterstützung will Gretel Schulze nicht mehr recht glauben. Das Land gibt kein Geld. „Die mögen uns nicht“, so Schulze. Auf die Frage von Anita Tack, warum das Kabarett Obelisk nicht beim Rundfunk Berlin Brandenburg (rbb) regelmäßig zu sehen sei und so ein kleines Gegengewicht zur übermächtigen Comedy liefere, nannte Schulze auch persönliche Animositäten beim Sender als Grund für das Fehlen. „Wenn wir hartnäckig mit unseren Anfragen bleiben, heißt es, dass der rbb vor drei Jahren für uns anderthalb Minuten Werbung gemacht hat. Das müsse doch wohl reichen.“
Für Volkmar Raback sind fehlende Fernsehauftritte weniger ein Problem. Er kann sich über ein gut besuchtes, neues Haus an der Havel und gestiegene Einnahmen freuen. Doch bei all den positiven Zahlen bleibt bei ihm Skepsis. „Diese Zahlen können wir nicht jedes Jahr so steigern“, sagte Raback. Noch gelinge es, die höheren Ausgaben durch die Einnahmen aufzufangen. „Doch seit zehn Jahren haben wir bei der Förderung keinen Inflations- und Tarifausgleich bekommen.“ Für die Zukunft müsse hier die Politik agieren. Denn auch Fremdvermietungen, die Geld bringen, seien kein Allheilmittel.
Vor einer Eintrittspreiserhöhung als Einnahmequellen warnte Raback. Das hätte eher einen gegenläufigen Effekt, was auch Gretel Schulze bestätigte. „Was bei den Politikern zieht, ist die Kinder- und Jugendarbeit. Da merken sie, wie wichtig unsere Arbeit ist“, sagte Raback.
Gretel Schulze ist auf die Gelder von Sponsoren angewiesen, um mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Derzeit wird diese Arbeit im Kabarett durch die Bosch-Stiftung unterstützt. „Die Arbeit ist nicht immer leicht, da scheinbar noch immer das Klischee vom Künstler vorherrsche, der nur arm kreativ sein kann“, so Schulze. Doch sind es die Gäste und Freunde, die seit Jahren zum Kabarett halten und der eigenen Arbeit trotz aller Schwierigkeiten einen Sinn geben.
Dirk Becker
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