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Sport: Ohne Verständnis

Saewert kritisiert Entscheidung von ARD und ZDF

Stand:

Nach den jüngsten Dopingvorwürfen gegen den T-Mobile-Fahrer Patrick Sinkewitz haben ARD und ZDF die Live-Übertragungen der Tour de France bis auf Weiteres eingestellt. Ein Umstand, der erneut ein schlechtes Licht auf den Profi-Radsport wirft und der auch Maik Saewert als Teamchef des Potsdamer Profi-Radteams notebooksbilliger.de beschäftigt.

ARD und ZDF berichten vorerst nicht mehr live von der Tour, Herr Saewert. Haben Sie dafür Verständnis?

Ich kann es zwar nachvollziehen, habe aber kein Verständnis dafür.

Wo liegt der Unterschied?

Ich kann es nachvollziehen, weil beide Sender im Falle eines erneuten Dopingfalls bereits angedroht hatten, sich aus der Übertragung zurück zu ziehen. Das ist nun offenbar der Fall, und als öffentlich-rechtliche Sender sind ARD und ZDF auch in der Pflicht, ihr Gesicht zu wahren. Andererseits sehe ich in diesem Verhalten aber auch eine Vorverurteilung aller. Hier wird der Stab über alle Radprofis gebrochen. Auch über jene, die sich mit ihrer Unterschrift für einen Neuanfang ausgesprochen haben.

Aber hat Sinkewitz nicht selbst auch unterschrieben?

Ja, das hat er.

Da muss man doch aber immer stärker das ungute Gefühl bekommen, dass der Profiradsport und Doping zusammengehören.

Ja, leider. Aber das geht ja nicht nur den Fans so, sondern auch den Hobby-Radfahrern. Deren Ansehen wird immer mehr erschwert, und sie selbst sind natürlich ebenfalls enttäuscht darüber, wie ihre eigenen Idole vorgegangen sind. Aber es gibt eben auch junge Radsportler, die damit nichts zu tun haben wollen, die sich ihre Trainingspläne nicht mehr von belasteten Trainern schreiben lassen und einen eigenen, ehrlichen Weg gehen wollen. Eine Reformation wird jetzt jedenfalls noch schwerer.

Ihr Team notebooksbilliger.de geht sowohl mit Amateuren als auch mit Profis national und international an den Start. Welche Kontrollmechanismen hat man sich denn bei Ihnen auferlegt?

Die Profis unterliegen den Auflagen der Anti-Doping-Kommission. Bis jetzt wurde bereits jeder von ihnen mindestens einmal unangemeldet kontrolliert. Und nie wurde jemand positiv getestet.

Und die Amateure?

Die werden intensiv sportmedizinisch betreut, und dabei gibt es unter anderem regelmäßige Blutuntersuchungen. Bei uns geht es aber noch weiter. Wir behalten uns vor, und das hat jeder im Betreuungsvertrag unterschrieben, im Verdachtsfall auch teamintern zu prüfen.

Das heißt?

Wenn wir plötzlich beispielsweise einen ungewöhnlichen Leistungssprung feststellen, fordern wir eine genaue Untersuchung des Fahrers an. Im Dopingfall wäre für ihn bei uns dann kein Platz mehr.

Philipp Metzke aus dem Continental-Team AKUT Rose, das vom Niveau mit dem Team notebooksbilliger.de vergleichbar ist, wurde kürzlich suspendiert.

Ja, aber das war kein Dopingfall. Metzke hatte Cannabis zu sich genommen.

Was hätte notebooksbilliger.de in diesem Fall getan?

Wir wären auch gezwungen ihn zu suspendieren.

Die leidige Dopingdebatte dürfte es ihrem Hauptsponsor nicht unbedingt leichter machen, an seinem Engagement festzuhalten.

Wir sind alle fest davon überzeugt, dass unsere Fahrer die Problematik verinnerlicht haben. Unser Sponsor hat uns deshalb fest zugesagt, dass er auch 2008 auf das Team setzt. An unserer Situation ändert sich also nichts.

Das Gespräch führte Henner Mallwitz.

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