Landeshauptstadt: Ohne Wasser und WC
Zeitweise unzumutbare Zustände bei der Sanierung eines Plattenbaus im Hans-Grade-Ring
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Am Stern - Es war der 8. März 2006, als im Wohnblock im Hans-Grade-Ring 64- 70 aus dem Wasserhahn kein Tropfen mehr kam und die Toilette nicht mehr funktionierte. Nicht für ein paar Stunden, sondern für Tage. Erst 48 Stunden später wurde ein WC-Container vor die Hausaufgänge gestellt – der jedoch war gut verschlossen, weil die Abwasserversorgung fehlte. Passende Containerschlüssel für die 27 Mieter im Wohnblock: vorerst Fehlanzeige.
Die Firma Pro Potsdam – in die die Wohnungsgesellschaft Gewoba integriert wurde – ist Eigentümer des Plattenbaus mit insgesamt 55 Wohnungen und Auftraggeber für die knapp zwei Millionen Euro teure Sanierung. Deren Pressesprecherin Claudia Dinse räumt auf PNN-Nachfrage eine „sicherlich nicht immer ausreichende Kommunikation“ zwischen Vermieter, Baufirmen und Betroffenen ein. Wobei wohl nicht nur einmal die Kommunikation gefehlt haben dürfte, glaubt man einer Anfrage der Fraktion „Die Andere“ an die städtischen Vertreter im Aufsichtsrat der Gewoba, die gestern schriftlich beantwortet wurde. Demnach begannen zwar die Sanierungsarbeiten bereits im Oktober vergangenen Jahres, die Mieter wurden über die anfallenden Arbeiten jedoch erst Ende November unterrichtet.
Am Internationalen Frauentag, Mittwoch dem 8. März, kam es dann zum eigentlichen Disaster, als die Mieter ohne Wasser und Toiletten-Anschluss da saßen. Am folgenden Freitag stand der WC-Container vor dem Haus. Verschlossen blieb er bis Montag. Denn erst in der elften Kalenderwoche, so die Stellungnahme von Pro Potsdam, wurden Schlüssel ausgeteilt. Zu diesem Zeitpunkt war das mobile Sanitärhäuschen auch endlich an die Versorgung angeschlossen. Weitere Behelfslösungen bestanden laut Pressesprecherin Dinse im Angebot, „zeitnah Kochplatten leihweise“ bereitzustellen und freigezogene unsanierte Wohnungen zum Unterstellen von Mobiliar zu nutzen.
Mittlerweile ist ein Teil des Blocks saniert und wieder an die Versorgung angeschlossen. Die dort befindlichen Wohnungen wurden ab dem vergangenen Freitag den Betroffenen als Ausweichquartiere angeboten, berichtet Claudia Dinse. Drei der Mietparteien haben die Offerte angenommen, 15 weitere sind in andere Häuser gezogen. Die Kosten hierfür sowie für die Ummeldung bei Post und Telekom will Pro Potsdam übernehmen – eine kleine Entschädigung für die zeitweise unzumutbaren Zustände. Ferner ist seit gestern ein Baubüro eingerichtet worden, das Mietersprechstunden für die Klärung von weiteren Problemen anbietet. Im Zuge dessen wurde auch der verantwortliche Projektleiter neu benannt. Zusätzlich wolle sich Pro Potsdam in dieser Woche schriftlich den Mietern gegenüber äußern – knapp drei Wochen nach den Vorfällen. Jedoch habe man sich für „die sicherlich schwierige Situation“ bei den Betroffenen bereits entschuldigt, so Dinse.
Schuld an der scheinbar planlosen Sanierung sei die schlechte Witterung, die zu Bauverzögerungen geführt hat, erklärt die Pressesprecherin. So sollten die Ausweichwohnungen planmäßig früher fertiggestellt werden. Zudem konnten bereits leerstehende Wohnungen „wegen des desolaten baulichen Zustands vor der Sanierung“ nicht genutzt werden.
Die Frage der Fraktion „Die Andere“, welche disziplinarischen oder dienstrechtlichen Schritte gegen Verantwortliche eingeleitet wurden, hat die Verwaltung bei der gestrigen Reaktion nicht beantwortet.
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