Landeshauptstadt: „Ohne Wenn und Aber“
Cornelius Everding, Bundestagskandidat der Potsdamer Piraten, will ein Bürgergeld für alle
Stand:
Herr Everding, Sie treten für die Piraten im Potsdamer Bundestagswahlkreis 61 an. Ganz ehrlich: Sie dürften kaum eine Chance haben zu gewinnen. Warum haben Sie dennoch das Bedürfnis, für die Piraten anzutreten?
Das werden wir ja sehen! Darüber hinaus ist es jedenfalls eine gute Möglichkeit den Menschen hier zu zeigen, dass auch bei den Piraten Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft Verantwortung übernehmen wollen.
Doch warum engagieren Sie sich bei den Potsdamer Piraten – sie könnten ja auch für die Grünen oder etwa die Linken antreten?
Das mir persönlich wichtigste politische Ziel ist das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) – wobei ich lieber Bürgergeld sage – und dieses Ziel verfolgen nur die Piraten mit der notwendigen Konsequenz für eine große Lösung. Und: die Piraten sind zurzeit die einzige echte Bürgerrechtspartei ohne Wenn und Aber. Das BGE ist bester Ausdruck davon. Nur ein Aspekt: Warum wird die Debatte immer gleich moralisch geführt - Stichwort: Hängematte? Das Grundgesetz gesteht unveränderlich jedem Bürger das Existenzminimum zu – egal, was er macht; auch der verurteilte Mörder soll es unstreitig erhalten. Der Apparat dahinter ist das Problem – warum so extrem viel Aufwand, um die genaue Höhe der sozialen Leistung in vielen Behördenzweigen zu errechnen? Hier ließe sich noch viel sagen. Und hier werden die Piraten säen und ernten.
Das ist aber sicher nicht Ihr einziges Thema.
Nein. Wir müssen die Demokratie weiterentwickeln. Repräsentative Demokratie ist der Kern - und die Elemente unmittelbarer Demokratie nicht das einzige Feld für Entwicklung. Und, eine Nummer kleiner und praktischer: Schon die stärkere Einbeziehung des Bürgers in die ständigen Aufgaben der Verwaltung erhöht die Legitimation von Verwaltungshandeln. Und am Beispiel des Maerker-Beschwerdeportals ist hier im Lande auch zu sehen, dass der Bürger gerne mittut und die Zusammenarbeit von Bürger und Verwaltung für beide Seiten Vorteile bietet.
Gleichwohl befinden sich die Piraten bundesweit im Abwärtstrend. Wie wollen Sie diesen Trend in Ihrem Potsdamer Wahlkreis umkehren helfen?
Keine Hektik! Die besten Argumente für uns werden die Argumente der Anderen gegen uns sein. Persönlich werde ich versuchen, so viele Menschen wie möglich kennenzulernen – das wird zwar nicht immer leicht, da ich eher noch analog geprägt bin und noch nicht einmal einen Facebook-Account besitze. Und natürlich muss das alles in der Freizeit passieren. Aber gegen die Materialschlacht der anderen Parteien können wir ohnehin nicht anstinken - und müssen insofern auch andere Wege gehen. Lassen Sie sich überraschen!
Bisher sind die Piraten in Potsdam, ganz anders als in Berlin, politisch kaum in Erscheinung getreten. Woran liegt das eigentlich?
Ich bin jetzt noch nicht so lange bei den Piraten hier in Brandenburg, deswegen kann ich dazu nichts sagen.
Wie ist Ihre Kandidatur eigentlich bei Ihren Arbeitskollegen im SPD-geführten Innenministerium angekommen?
Es gab einen bunten Strauß von Rückmeldungen – von Ungläubigkeit bei einigen bis hin zu Bemerkungen wie „Das finde ich großartig“.
Das Interview führte Henri Kramer
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