Landeshauptstadt: „Ökostrom ist fast ausverkauft“
Stadtwerke-Chef Peter Paffhausen über Atomkraft und den Zorn der Öffentlichkeit
Stand:
Herr Paffhausen, kürzlich haben Sie verkündet, die Stadtwerke als Energieversorger planen den Ankauf von reinem Atomstrom. Warum wollen Sie das?
Wir prüfen derzeit die Verfügbarkeit von Atomstrom, um zu ermitteln, ob und zu welchem Preis auch hundert Prozent Atomstrom angeboten werden kann. Da neue Günstig-Energieanbieter wie “E wie einfach“ und andere häufig mehr als 50 Prozent Atomstrom bei ihrer Stromlieferung einsetzen, ist eine solche Prüfung sinnvoll. Die letzte Entscheidung für ein solches Angebot wird im Aufsichtsrat der Energie und Wasser GmbH gefällt.Es handelt sich daher um Voruntersuchungen für ein solches Atomstrom-Angebot. Stromlieferungen aus dem Heizkraftwerk Potsdam-Süd haben absolute Priorität und dies soll auch so bleiben.
Wie viele EWP-Kunden haben bereits den Anbieter gewechselt?
Es sind insgesamt 6000 gewesen, davon 3000 nach der Preiserhöhung vom Oktober. In nächster Zeit rechnen wir mit weiteren rund 2000 Wechslern.
Einige wechseln auch, weil sie umweltfreundlicheren Strom haben wollen. Es wird deshalb oft kritisiert, dass die Energie und Wasser Potsdam zu wenig Werbung für den eigenen Ökostrom macht. Was wollen Sie daran ändern?
Zunächst einmal ein paar allgemeine Anmerkungen zum Begriff Ökostrom. Es gibt da zwei Aspekte zu beachten: Das ist zum einen die Schonung der Umwelt und des Klimas durch geringere Treibhausgas-Emissionen. Mit unserem Heizkraftwerk Potsdam-Süd und seiner gemeinsamen Strom- und Fernwärmeerzeugung auf Erdgasbasis haben wir anerkanntermaßen sehr gute Werte. Die Emissionen für ganz Potsdam wurden durch die Inbetriebnahme des Werkes Ende 1995 dramatisch gesenkt. Zum anderen heißt Ökostrom auch Ressourcenschonung durch Nutzung erneuerbarer Energien wie Photovoltaik, Wind oder Wasserkraft. Unser Ökostromangebot mit dem Namen “local natur“ ist in Bayern erzeugter Strom aus Wasserkraft. Das Angebot ist begrenzt. Dieser Strom wurde von uns als Kontingent von insgesamt 4,5 Gigawattstunden gekauft. Dieses ist inzwischen fast komplett an unsere Endkunden verkauft worden. Ich erinnere beispielsweise an den Vertrag mit Pro Potsdam.
Sie brauchen also dafür nicht mehr werben?
Wir tun“s. Ich sage nur das Stichwort Internet. Geben Sie die beiden Begriffe Ökostrom und EWP gemeinsam bei der Suchmaschine Google ein und Sie kommen genau auf die Unterseite des EWP-Webauftritts, der alle Information zum EWP- Ökostrom gibt. Sie können auch persönlich oder telefonisch im Kundenzentrum nachfragen.
Noch eine Frage zur Strompreisentwicklung insgesamt: Wie schätzen Sie den Markt ein? Gibt es in nächster Zeit gravierende Veränderungen? Wird Energie womöglich in absehbarer Zeit billiger?
Der Energiehunger im weltweiten Rahmen wird generell nicht geringer. Deswegen ist hier nicht allzu großer Optimismus angesagt. Wenn dies anders gewesen wäre, hätten vielleicht auch nicht so viele Versorger die Preise erhöht und sich den erwartbaren Zorn der Öffentlichkeit zugezogen. Bei der Gelegenheit vielleicht noch eine Bitte: Selbst wenn jemand unzufrieden mit uns ist, sollte doch die Tonlage gegenüber unseren Servicemitarbeitern allgemein üblichen Umgangsformen genügen. Dass dies derzeit häufig anders ist, zeigt wie emotionalisiert die Debatte leider ist.
Das Gespräch führte Nicola Klusemann
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