
© M.Thomas
Landeshauptstadt: Ökumene? Geht.
Darauf sind beide Kirchen stolz. Seit mehr als 20 Jahren gibt es eine gute Zusammenarbeit zwischen der evangelischen Kirche St.
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Darauf sind beide Kirchen stolz. Seit mehr als 20 Jahren gibt es eine gute Zusammenarbeit zwischen der evangelischen Kirche St. Nikolai am Alten Markt und der katholischen Kirche Peter und Paul auf dem Bassinplatz. Und auch der ökumenische Kreuzweg jeweils samstags vor Ostern wird seit Jahren gemeinsam beschritten. Es wird der Weg Christi unter dem Kreuz nachempfunden, den er zum Berg Golgatha gehen musste. Für die Träger des Kreuzes am Samstag ist die Bürde leichter, Kreuz und Weg haben nur noch symbolischen Charakter, doch der eisige Nordwind ließ die rund 50 Teilnehmer, die hinter dem Kreuz herschritten, erschaudern und die historische Kälte des Todesweges erahnen.
Nach einer Andacht in der Nikolaikirche unter dem Motto „Viele Bilder – ein Kreuz“ wurde das Nachdenken über die unterschiedlichen Gedankengänge, die Künstler mit der bildlichen Darstellung von Christus und Kreuz verbinden, in der Propsteikirche St. Peter und Paul fortgesetzt. Es war ein Gang durch die Jahrhunderte, der mit Caspar David Friedrichs „Kreuz im Gebirge“ begann und bei einem ganz modernen Lichtkreuz von Ludger Hinse endete.
„Unsere ökumenische Zusammenarbeit wird in anderen Städten bewundert und als nachahmenswert begrüßt“, meint die Pfarrerin von St. Nikolai, Susanne Weichenhan, und Probst Klaus-Günter Müller von St. Peter und Paul findet ebenfalls, dass sich die Gemeinsamkeit bewährt habe. Sogar die Glocken beider Kirchen dürfen abgestimmt aufeinander erklingen. „Da wir für unsere Glocken einen gemeinsamen Spender haben, war das möglich“, erzählt Weichenhan. Die Nikolaikirche erhielt ihre vier neuen Glocken im März 2010 über die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Peter und Paul konnte den neuen Glockenklang schon 2006 einläuten und hat ebenfalls die Preußen-Stiftung als Geldgeber. Diese Harmonie wurde auch anlässlich des Kreuzweges beschworen.
Viermal im Jahr vereinen die beiden Kirchen ihre Anstrengungen. Nach dem Kreuzweg zu Ostern gibt es am Pfingstsonntag zum Abschluss einer Bibelwoche das gemeinsame Taizé-Gebet (benannt nach einer französischen Stadt), das Fest von St. Martin wird gemeinsam gefeiert und im September auch noch eine ökumenische Andacht.
Natürlich haben die beiden Kirchen auch ihre ganz speziellen eigenen Probleme. Beide sind zwar außen und innen inzwischen sehr schön restauriert, doch einiges fehlt eben doch noch. Der Nikolaikirche mangelt es zum Beispiel immer noch an einer Orgel, die früher auf der Empore ihren Platz hatte. Susanne Weichenhan deutet nur an, was eine neue kosten würde. „Etwa anderthalb Millionen Euro“, sagt sie. Dieses Geld muss die Gemeinde jedoch nicht mehr aufbringen. Ihr ist es gelungen, den Grundstock einer alten Orgel aufzukaufen, die nun jedoch neu aufgebaut werden muss. „Ich träume davon, dass die Kirche einmal wieder eine große Orgel haben wird“, sagt die Pfarrerin und muss dabei ihren Blick in die Ferne richten, denn auch der Aufbau des alten Orgelwerkes wird nicht billig werden. „Wir müssen mehrere Hunderttausend Euro an Spenden dafür sammeln“, ist sie sich sicher.
Jetzt sei man aber erst einmal im Gespräch mit Fachleuten vom Orgelbau, um festzulegen, welche Schritte als Nächstes nötig sind und welchen Klang das alte Orgelwerk bekommen kann. Erst dann werde man Genaueres über den Zeitrahmen sagen können. Und wer den Auftrag bekommt. Bis dahin wird die kleine Orgel, die jetzt neben dem Altarraum aufgebaut ist, ihren Dienst tun. Den versah sie auch während des ökumenischen Gottesdienstes vor dem Kreuzgang, während bei St. Peter und Paul schon die komplette neue Orgel ertönen konnte.
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