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Landeshauptstadt: Öl gespart bei Vollmond

Das Potsdam-Museum zeigt ab heute die Geschichte der Potsdamer Straßenbeleuchtung

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Eine Vollmondnacht im Potsdam des 19. Jahrhunderts. Das Mondlicht wirft die Schatten von mehreren hundert Straßenlaternen aufs Pflaster. Die Öllampen selber aber sind kalt. Hatten die alten Preußen etwa einen besonderen Hang zur Romantik? Duldeten die Potsdamer neben Luna keine anderen Lichtgötter? Der Potsdamer Magistrat hatte die Ölleuchten ab 1919 auf Geheiß König Friedrich I. aufstellen und durch Pächter nach einem peniblen „Brennkalender“ betreiben lassen. Vollmondnächte waren darin ausgespart, die Stadt war also bei Vollmond ein Dorado von Nachtschwärmern.

Wie der Berliner Straßenbeleuchtungsexperte Herbert Liman gestern bei der Eröffnung der Ausstellung „Potsdam im Licht – Potsdams Straßenbeleuchtung von 1719 bis 2006“ im Potsdam-Museum erklärte, war die Helligkeit des Nachts eher Gegenstand ganz nüchterner Erwägungen. Der König wollte Potsdam zur Soldatenstadt ausbauen, da war Straßenbeleuchtung eine „Polizeyaufgabe“, für die Friedrich I. das Geld gab. 400 bis 600 „Flammen“ brannten bis 1850 an den Straßen und Plätzen des Stadtzentrums. Die neu hinzugekommenen Vorstädte wollten auch die Nacht zum Tag machen, doch es ging nicht, die Gelder für Straßenbeleuchtung waren bis 1850 gedeckelt. Das Beleuchtungssystem konnte nicht erweitert werden. Die Stadt musste sogar sparen. Preußische Sparsamkeit also ist der Grund, warum es bei Vollmond hieß, die Lampen bleiben aus.

Die Ausstellung führt mittels kurzer Texte auf Schrifttafeln durch die Geschichte der Straßenbeleuchtung. Anlass ist ein Potsdamer Doppeljubiläum: 150 Jahre Gas- und 100 Jahre Elektrobeleuchtung. Sehenswert wird die Exposition in der Benkertstraße durch eine ansehnliche Sammlung von teils historischen Laternen und Lampen. Die Öllampen-Periode wird durch den Nachbau der ersten Berliner Straßenlaterne von 1682 veranschaulicht, der Jan-van-der-Heyden-Leuchte. Die Berliner hatten sich eine Amsterdamer Lampe zum Vorbild genommen. Nach der Potsdamer Öllampenzeit ab 1719 ging am 1. Oktober 1856 das erste Potsdamer Gaswerk in Betrieb. Am 10. Oktober 1856 wurden die ersten Gasleuchten in Potsdam entzündet. Wie Liman erzählte, besteuerte die Stadt sogar das Gas für die Lampen und erzielte dadurch Einnahmen. Daher war sie am Einsatz gassparender Glühstrümpfe lange Zeit nicht interessiert. Zur Gasbeleuchtung kann das Potsdam-Museum einen originalen Bündelpfeilermast zeigen, der 2005 in der Robert-Koch-Straße samt dazugehöriger Laterne geborgen wurde. Weiterhin zu sehen ist eine originale so genannte Schinkel-Laterne samt Krone, wie sie im Nachbau mit moderner Lichttechnik wieder den Alten Markt erleuchtet.

Im Juni 1901 ging das städtische Elektrizitätswerk in Betrieb und am 26. Juni 1906 brannte auf dem Güterbahnhof die erste elektrische Straßenbeleuchtung. Ab 31. Oktober 1908 wurden die ersten Bogenlampen in den Straßen, in den die Straßenbahn fuhr und in der Schwertfeger- und der Schlossstraße, entzündet. Der Abschied von der Gaslaterne war ein langer, erst 1975 wurde in Babelsberg die letzte ausgeschaltet.

Die so genannte „Silbertüte“ oder auch die „Rostocker Straßenleuchte – RSL“ repräsentieren in der Ausstellung die DDR. Die heutige Zeit ist mit „Fritzleuchten“ des Potsdamer Designers Albrecht Ecke vertreten, die die Form eines Bügeleisens haben. Die Zukunft des Straßenlichts ist laut Liman ungewiss. Er mutmaßt: Vielleicht kommen bald LED-Leuchten zum Einsatz, wie sie heute schon bei Autoscheinwerfern verwendet werden.

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