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Sport: Olympia auf zwei Hochzeiten

Kupfernagel plant Vierfachstart auf Bahn und Straße in Athen: „Ich will dem Verband helfen, die Förderung für den Gesamtbereich Frauenradsport zu sichern“

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Kupfernagel plant Vierfachstart auf Bahn und Straße in Athen: „Ich will dem Verband helfen, die Förderung für den Gesamtbereich Frauenradsport zu sichern“ Von Andreas Müller Für Hanka Kupfernagel begann am Mittwoch mit dem Flug nach Mallorca ein besonderes Abenteuer. Die Cross- und Straßenspezialistin aus Werder wird die nächsten beiden Wochen erstmals in ihrer langen sportlichen Laufbahn im Kreise der deutschen Bahnrad-Auswahl verbringen. Das Ziel ihres Comebacks nach acht Jahren Abstinenz auf dem Oval ist klar: Bei den Olympischen Spielen will die 29-Jährige auf zwei Hochzeiten tanzen. „In Athen möchte ich auf der Straße und auf der Bahn meine Chancen wahrnehmen“, blickt Hanka Kupfernagel voraus. Deshalb kehrt die Junioren-Weltmeisterin von 1991 und 1993 auf die Bahn zurück, wo sie sowohl in der 3000-m-Einzelverfolgung als auch im Punktefahren um Medaillen kämpfen könnte. Fest eingeplant sind dazu die beiden Straßenwettbewerbe, bei denen sie in Sydney Silber im Einzelrennen gewann und im Zeitfahren Achte wurde. „Natürlich ist dieses Programm nicht ganz uneigennützig, aber will ich vor allem dem Verband helfen, denn im Ausdauer-Bereich sieht es bei den Frauen auf der Bahn momentan nicht besonders gut aus“, begründet Kupfernagel die Vielstarterei. „Wenn in Athen die Erfolge ausbleiben, hat das Konsequenzen für die Förderung, für Trainer und Mechaniker, also für den Gesamtbereich Frauenradsport. Soweit soll es möglichst nicht kommen. Ich hoffe, ich kann das verhindern.“ Die erste interne Hürde nahm Kupfernagel, die seit diesem Jahr für das belgische Profiteam „Vlaanderem-Interim“ fährt, bei der internen Sichtung auf der Piste in Frankfurt/Oder. In 3:40,7 Minuten erwies sich die wohl weltbeste Allrounderin über die drei Kilometer klar als Schnellste und kam mit der selben Zeit Mitte Februar beim ersten Saison-Auftakt in Moskau auf Platz drei. Mit dem Weltcup in Manchester (9. bis 11. April) steht ein weiterer internationaler Test an, ehe es bei den Weltmeisterschaften in Melbourne (26. bis 30. Mai) um einen Platz unter den ersten Zehn und damit die endgültige Olympia-Qualifikation geht. Einen schmerzlichen Preis für den Ausflug ins andere Metier hat die gebürtige Thüringerin allerdings schon zahlen müssen. Bei der Cross-WM unmittelbar nach dem Test in Frankfurt/Oder reichte es für die zweimalige Weltmeisterin nur zu Bronze. „Das war bitter und hat mich sehr gewurmt. Aber die Termine lagen nun einmal so. Ich kann nur hoffen, dass ich in Athen dafür belohnt werde.“ Kupfernagels fulminante Rückkehr auf die Piste gibt immerhin zu berechtigten Hoffnungen Anlass. Immerhin hatte sie letztmals 1996 bei den deutschen Meisterschaften auf einem Bahnrad gesessen und dann die Lust an dieser Disziplin verloren. Der überraschend starke Auftritt nach so langer Pause hat selbst Bahntrainer Uwe Freese, der die Olympiasieger Robert Bartko und Guido Fulst groß machte, „aus den Socken gehauen“. Mit dem Berliner, der beim Olympiastützpunkt angestellt ist, telefoniert die Radamazone fast jeden Tag. „Erschrocken war ich allerdings, dass Herr Freese nicht mit nach Moskau kommen konnte, weil er kein Bundestrainer ist. Das hatte ich nicht gewusst, als wir die Zusammenarbeit vereinbarten“, meldet Kupfernagel Gesprächsbedarf mit dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) an. „Es wäre schön, wenn er bei den großen internationalen Wettkämpfen dabei sein könnte. Ich fühle mich dann einfach sicherer. Wenn man so etwas angeht, sollte man keine halben Sachen machen.“

Andreas Müller

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