Von Michael Meyer: Olympia verpflichtet
Der OSC Potsdam feierte am Montag sein 20-jähriges Bestehen, blickte auf seine Erfolge zurück und schon auf die Spiele 2012 in London
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Als Jörg Hoffmann im August 1989 in Bonn zum Europameistertitel über 1500 Meter Freistil schwamm, gewann er diesen noch für den Armeesportklub Vorwärts Potsdam. Als er im Januar 1991 in Perth sogar Weltmeister über 400 und 1500 Meter wurde, gingen seine Erfolge bereits in die Annalen des Olympischen Sportclubs Potsdam ein. Gut drei Monate vor den WM war in Potsdam der OSC als Nachfolger des ASK gegründet worden. Gestern Abend feierte der Klub im Kongresshotel am Templiner See seinen 20. Geburtstag, und „Hoffi“ – der seit 2005 als Trainer des Olympiastützpunktes auch Schwimmer des Potsdamer SV im OSC betreut – gehörte natürlich zu den Gästen. „Der OSC, dessen Gründung sich im Nachhinein als sehr sinnvoll erwies, ist meine Heimat“, sagt der Olympia-Dritte von Barcelona, dreifache Welt- und fünffache Europameister sowie einstige 1500-Meter-Weltrekordler.
1990 war mit dem Ende der DDR auch das Ende der Armeesportklubs gekommen, in Potsdam Heimstatt erfolgreicher Leichtathleten und Kanuten, Schwimmer, Gerätturner und Fechter. Mit der Wende brachen für sie die finanziellen Mittel bedrohlich weg, stand Leistungssport generell zur Diskussion. Der OSC, der sich am 25. September 1990 im alten Regattahaus des Potsdamer Luftschiffhafens als sportlicher Nachfolger des ASK gründete und Wulf Preising zu seinem ersten Präsidenten wählte, schrieb sich die Bewahrung und Förderung des Olympischen Leistungssports in Potsdam auf die Fahnen – und zugleich auch das Bekenntnis zum Freizeit- und Gesundheitssport. Zunächst erlebte er schwere Zeiten, da mehrere Spitzenathleten den neuen Klub verließen, weil andere in (West-)Berlin mit mehr Geld lockten. Und später, inzwischen war Herbert Knoblich Vereinspräsident, wechselten Leichtathleten, Turner und Behindertensportler zum neu gegründeten SC Potsdam. Doch der OSC hielt durch, holte nicht nur Kanu-Asse wie Kay Bluhm und Torsten Gutsche zurück und lockte andere erfolgreiche Athleten ans Havelufer, sondern erlebte auch einen Aufschwung in Sportarten, die bis dato im Luftschiffhafen keine Tradition hatten.
Die Triathleten des Zeppelin-Teams beispielsweise können mittlerweile auf einen Olympia-15. und zwei U23-Weltmeister verweisen und mischen erfolgreich in der 1. Bundesliga mit. Gleiches gilt für die Wasserballer, die mit Hannes Schulz einen Nationalspieler in ihren Reihen haben. Die Preussen-Drachen sind in ihren Drachenbooten national und international ganz vorn dabei. Und die Radsportler als jüngste OSC-Abteilung haben mit Robert Bartko einen Doppel-Olympiasieger und fünffachen Weltmeister als Gründungsmitglied. Außerdem blühte der Moderne Fünfkampf, der zu DDR-Zeiten lange einen Dornröschenschlaf halten musste, wieder auf und setzte mit Stefan Köllners 3. Platz und Team-Gold bei den diesjährigen Europameisterschaften ein erstes großes Achtungszeichen. Und die Fechter gehören im Nachwuchsbereich bereits wieder zur deutschen Spitze.
Mit derzeit 2014 Mitgliedern – 1053 unter 18 Jahren – in acht Abteilungen gehört der OSC Potsdam zu den zehn größten Sportvereinen des Landes Brandenburg. Mehr als 170 ehrenamtliche Trainer, Übungsleiter und Funktionäre kümmern sich um die Sportler. Über 600 000 Euro benötigt der Klub pro Jahr für den reinen Sportbetrieb, „wobei die Abteilungen eine große finanzielle Eigenverantwortlichkeit haben“, erklärt OSC-Geschäftsführer Jürgen Höfner. Außerdem unterstützt seit 2001 ein Freundes- und Förderkreis des OSC die Arbeit des Vereins, an dessen Spitze als Knoblich-Nachfolger seit 2002 der frühere Staatskanzleichef, Finanz- und zuletzt Innenminister Rainer Speer steht.
Speer verwies gestern Abend im Kongresshotel vor rund 200 geladenen Gästen – unter ihnen Ministerpräsident Matthias Platzeck, Sportminister Holger Rupprecht und Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs – auf die zahlreichen Erfolge der zurückliegenden zwei Jahrzehnte. Zugleich ging der Blick nach vorn. Schließlich will der OSC bei den Olympischen Spielen 2012 in London wieder mit zahlreichen Assen vertreten sein. Die Chancen dazu stehen derzeit gut; vor allem im Kanurennsport, aber auch im Triathlon, im Modernen Fünfkampf sowie durch Robert Bartko im Radsport. Und auch Jörg Hoffmann arbeitet daran, dass einer oder mehrere seiner Schützlinge in zwei Jahren in London für den OSC erfolgreich schwimmen werden.
Das Video stellte uns freundlicherweise PotsdamTV zur Verfügung.
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