Landeshauptstadt: Olympischer Bund prüft Eliteschule-Prädikat
Nach Missbrauchsvorwurf an Sportschule „Friedrich Ludwig Jahn“: Titel als besondere Schule in Gefahr?
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Der Umgang mit dem Missbrauchsvorwurf gegen zwei Elftklässler der Sportschule „Friedrich Ludwig Jahn“ könnte zur Aberkennung des Prädikats „Eliteschule des Sports“ führen. Das bestätigte Christian Klaue, Sprecher des Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), den PNN am Dienstag. Ob die Aberkennung des Titels „in Betracht gezogen werden muss, können wir aber erst beurteilen und entscheiden, wenn uns umfassende Informationen vorliegen und die Ermittlungen abgeschlossen sind“, sagte Klaue.
Das Prädikat „Eliteschule des Sports“ wird vom DOSB an Schulen vergeben, die sich erfolgreich der Förderung des Leistungssports im Verbund mit Unterricht und Wohnen widmen. In Deutschland tragen 39 Einrichtungen den Titel, der alle vier Jahre verliehen wird. Zu den Kriterien, die eine Eliteschule erfüllen muss, zählt nach DOSB-Angaben „der Gedanke des Fairplay“, der „in der Leistungsgemeinschaft deutlich nach innen gelebt und nach außen vertreten“ werden müsse. 2008 gewann Potsdam sogar den mit 10 000 Euro dotierten Preis für die beste Eliteschule des Sports des Jahres.
DOSB-Sprecher Klaue sagte, direkt nachdem die Vorwürfe durch die Medien bekannt geworden seien, hätte sich seine Organisation mit dem Leiter der Potsdamer Sportschule „in Verbindung gesetzt und ihn aufgefordert, aktiv für eine schnelle und umfassende Klärung einzutreten und uns über den Fortgang zu informieren“. Seit zwei Wochen steht die Sportschule am Standort Luftschiffhafen bundesweit in den Schlagzeilen, weil die Potsdamer Staatsanwaltschaft gegen zwei 16-jährige Schüler wegen sexueller Nötigung ermittelt. Sie stehen im Verdacht, sich im Wohnheim der Schule an jüngeren Mitschülern vergangen zu haben. Vergangene Woche hatte das Bildungsministerium zwar angezweifelt, ob es in dem Fall tatsächlich zu einem Missbrauch gekommen sei – sicher sei aber zumindest, dass es einen gewaltsamen Übergriff gegeben habe. Die Sportschule entschied, den Tatverdächtigen eine Suspendierung anzudrohen statt sie direkt zu verweisen. Zudem ist die Internatsleitung ausgetauscht, weil sie zu spät auf Bitten der Opfer nach Hilfe reagiert haben soll. DOSB-Sprecher Klaue sagte, gerade würden neu ausgearbeitete Handlungsleitlinien zur sexuellen Gewalt – in denen es auch um Intervention in konkreten Verdachtsfällen geht – an die Sport-Eliteschulen verschickt.HK
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