Sportstadt Potsdam: Olympischer Glanz im Stadtkanal
Bei der achten Auflage des Kanalsprints feierten Potsdams Olympiasieger auf sportliche Weise
Stand:
Immerhin: 30 000 Zuschauer erlebten an der Kanurennstrecke in London an jedem Wettkampftag die olympischen Rennen. Selten genoss der Kanusport so viel Begeisterung. Doch eines hatte das Olympia-Publikum nicht: das hautnahe Erlebnis. Dafür muss man schon nach Potsdam kommen, wo beim Kanalsprint die Athleten zum Greifen nah an den Tribünen durchs Wasser pflügen, wo man jeden Atmenstoß hört und Muskeln spielen sieht.
Auch zwischen den Kanalmauern ist die Faszinsation groß. „Selten ist man so nah am Publikum“, sagte Stefan Kiray. Der Potsdamer siegte am Sonntag bei der achten Auflage des Kanalsprints im Einer-Canadier im Finale gegen den Leipziger Stefan Holtz. „Selbst meine Freunde haben mich noch nie so live bei meinem Sport gesehen“, sagte der 23-Jährige.
Der historische Stadtkanal als Wettkampfarena, Altstadt-Fassaden als Banden und - wie gestern - ein Regenbogen über der Startlinie: „Potsdam ist einfach toll“, schwärmte Yvonne Schuring. Die Österreicherin kam zum zweiten Mal zum Kanalsprint und gewann wie im Vorjahr gegen die Konkurrenz im Kajakfinale. Dabei hatte sie die K2-Olympiasiegerinnen Tina Dietze aus Leipzig und Franziska Weber vom KC Potsdam besiegt. Weber siegte im B-Finale gegen ihre Teamgefährtin Kathrin Wagner-Augstin, mit der sie in London im Vierer-Kajak Silber gewonnen hatte.
„Reiz und zugleich Herausforderung dieses Kanalsprints liegen darin, dass nicht unbedingt die Schnellsten gewinnen“, sagte Schauring. Da das Wasser nach den ersten Läufen zwischen den Kanalmauern sehr unruhig und wellig sei, werde eine Kombination aus Schnelligkeit, Gleichgewichtsvermögen und Technik verlangt. „Wer das heute am besten hinbekam, hatte die besten Chancen“, erklärte die Österreicherin.
Der Kanalsprint zeigte in der Tat hautnah, was sich am TV-Bildschirm höchstens erahnen lässt: „Das sieht anstrengend und nach richtiger Arbeit aus“, bemerkte eine Zuschauerin fasziniert, ehe sie unmittelbar danach Zeugin einer Premiere beim Kanalsprint wurde: Zweimal kenterten in den Finalläufen die Boote, nachdem sie in eine Welle gerieten.
Eine feucht-fröhliche Zeit erleben seit ihrem Olympiasieg Peter Kretschmer und Kurt Kuschela vom KC Potsdam. „In London haben wir neun Tage durchgefeiert. Und es geht immer noch weiter“, verriet Kuschela. Dass sie ihr Boot dennoch scheinbar in jeder Lebenslage und in jedem Terrain bestens beherrschen, zeigten sie beim gestrigen Finalsieg im Doppel-Canadier. Ebenso das Londoner Goldduo Weber und Dietze. Die beiden sprinteten im Kajak-Zweier am schellsten die rund 180 Meter durch den Kanal.
Insgesamt 45 Rennen gab es im Stadtkanal zu sehen. Neben Kanuten aus Deutschland machten Athleten aus Polen, Frankreich, Ungarn, Weißrussland und Österreich den Kanalsprint zu einem internationalen Wettkampf in der „deutschen Kanumetropole“. Dieses Markenzeichen für Potsdam sieht der KCP-Vorsitzende und Initiator des Kanalsprints, Torsten Gutsche, seit den olympischen Erfolgen von London untermauert. Im Glanz von London hat der achte Kanalsprint die Sportart, seine Athleten und Potsdams Olympioniken gebührend gefeiert.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: