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Landeshauptstadt: Ölzeug und Bikinis

Starnberger eröffnet Segelbekleidungs-Showroom

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Warum er nach Potsdam gekommen ist? Ralf Müller lehnt am Tresen seines Ladens und schaut aus dem Fenster, blickt über die Häuser der Berliner Straße, hinter denen der Tiefe See liegt, zurück in die Verkaufsräume – Deckenhöhe vier Meter zehn – und sagt genüsslich: „Ich wollte dahin gehen, wo es schön ist.“

Wo der 41-Jährige herkommt, ist es auch schön, aber Potsdam, sagt Müller, ist perfekt: kultiviert, ohne überdreht zu sein. „Ich habe mehr als zehn Jahre in Starnberg gelebt, wenn du da ein Auto mit der falschen PS-Zahl hast, gucken dich manche schon komisch an. Das ist hier anders.“ Als Müller im vergangenen Jahr einen Standort für seinen „Slam-Shop“ suchte, um die erste Deutschland-Vertretung der italienischen Segelbekleidungsmarke zu eröffnen, zog es ihn vor allem erstmal weg aus der Schickimicki-Ecke nahe München. Potsdam kam, neben Flensburg, Lübeck und Warnemünde, in die engere Auswahl. Er buchte für sich und seine Freundin ein Touristenwochenende, erkundete die Stadt mit dem Fahrrad und wusste: „Das isses.“

Selbstredend verkauft sich Segelbekleidung nur am Wasser, aber davon gebe es hier ja genug. Müller hat im Vorfeld Landkarten studiert und kennt die Zahlen von Segelvereinen und deren Mitgliedern: In Berlin und Brandenburg sind insgesamt etwa 16 000 Segler in Vereinen organisiert, mehr im Übrigen jenseits der Glienicker Brücke. Insofern sei die Adresse Berliner Straße, wo er im April seinen Showroom mit Lagerverkauf eröffnete, perfekt. Seines Wissens ist er der einzige Segelausstatter in Potsdam. Aber eigentlich ist ihm das auch egal. „Unser Markt ist Europa und die Welt. Und die Qualität meiner Produkte stimmt“, sagt er. Mit ein Grund für den Betriebswirtschaftler, der zuletzt als Medienberater tätig war, die Branche zu wechseln – auch wenn er noch nicht einmal einen Segelschein habe. Aber das ist sein nächstes Projekt. Des Öfteren fährt er bei Freuden auf dem Boot mit, hat bisher den Wannsee und den Schwielowsee erkundet, „landschaftlich einfach wunderschön“, schwärmt der Neu-Potsdamer.

Ist Segeln ein teurer Sport für Privilegierte? Nein, das findet er nicht. „Man kann sicherlich auch in einem Discounter-Shirt auf’s Boot, aber wenn das nass wird, bleibt es nass. Funktionskleidung ist das nicht.“ Wer bei ihm einkauft, dazu will Müller nichts sagen. Seine Kunden verlassen sich darauf, bei ihm zu bekommen, was das Seglerherz begehrt, Anonymität inklusive. Nicht jeder Eigner will preisgeben, wie viel Geld er in die Bekleidung des Bordpersonals steckt oder für edle Landgangkleider für die Damen da lässt. Bei Ralf Müller gibt es fast alles – von der schwimmenden Sonnenbrille bis zum Ölzeug. Bikinis und Polohemden, Bootsschuhe – vermutlich auch Kapitänsmützen. Vor allem aber Hightech-Bekleidung für Sportsegler, weshalb sich die Marke auf dem internationalen Markt einen Namen gemacht habe. Verbände bestellten bei ihm Teamkleidung für ihre Mitglieder, ausgewählte Vereine und Teams würden von „Slam“ auch gesponsert, so der Unternehmer.

Im Juli fuhr er mit Hunderten Polohemden und Mützen für das Organisations-Team zur Warnemünder Woche – als exklusiver Ausstatter von Deutschlands größtem Segelevent. „Es läuft super“, sagt Ralf Müller. Steffi Pyanoe

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