Landeshauptstadt: Online-Angebot für Patienten mit Krebs Therapiebegleiter im Internet
Babelsberg - Bundesweit einmalig: Ab sofort gibt es im Internet einen Therapiebegleiter für Krebspatienten. Erarbeitet wurde das Online-Angebot vom Interdisziplinären Arbeitskreis Brandenburger Schmerztherapeuten e.
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Babelsberg - Bundesweit einmalig: Ab sofort gibt es im Internet einen Therapiebegleiter für Krebspatienten. Erarbeitet wurde das Online-Angebot vom Interdisziplinären Arbeitskreis Brandenburger Schmerztherapeuten e.V. (IABS) unter der Leitung des Babelsberger Arztes Dr. Knud Gastmeier. Auf der Internetseite www.clinpath.de/therapiebegleiter können Krebspatienten eigene Körperdaten eintragen, die die Software in Kurven umwandelt, um Entwicklungen sichtbar zu machen. „Der Patient kann so sein eigenes Monitoring absichern“, erklärte Gastmeier den PNN. Beispielsweise kann so eine mögliche Abnahme des Körpergewichts veranschaulicht werden. Gleichsam kann der Patient detaillierte Fragen zu seinem Befinden eintragen. Der Babelsberger Arzt: Der Patient kann sich die Kurven ausdrucken und damit etwa bei einer Verschlechterung seines Zustandes zu seinem Arzt gehen „und hat dann eine bessere Argumentationsgrundlage“. Bei regelmäßiger Eingabe der Daten in die standardisierten Fragebögen des Therapiebegleiters entstehe eine Langzeitverlaufskontrolle, „die vermutlich weltweit einmalig ist“, hofft der Arzt. Alle Anforderungen des Datenschutzes würden eingehalten.
Beweggrund für den Therapiebegleiter ist die Tatsache, dass die Schmerzbehandlung bei Krebspatienten häufig zu spät einsetzt. Das, berichtet Gastmeier, trifft auch für die Behandlung von Auszehrungsprozessen zu, bezeichnet als Anorexie und Karexie. Bei nicht rechtzeitiger Behandlung können „aus Schmerzen chronische Schmerzen werden – selbst wenn der Krebs überstanden ist“, erklärte Gastmeier. Einen wichtigen Sondereffekt erhofft sich Gastmeier durch das Internetangebot im Kampf gegen tumorbedingte Appetitlosigkeit und Abmagerung. Gastmeier: „Etwa 30 Prozent der Patienten sterben nicht an Krebs, sondern sie verhungern.“ Vor 20 Jahren habe es noch geheißen, „Schmerz und Krebs gehören zusammen“. Das sei heute dank der Schmerztherapie völlig überholt. Eine solche Situation müsse auch bei der Anorexie und Karexie erreicht werden. Gastmeier: „Man bräuchte nicht verhungern.“ Schon bei frühen Symptomen könnte eine Ernährungsberatung helfen. In der Spätphase einer Tumor-Karexie helfe dies nicht, da es kein kalorisches, sondern ein Stoffwechselproblem ist. Als hilfreich in dieser Phase habe sich Gastmeier zufolge das Cannabis-Medikament Dronabinol erwiesen, deren Kosten jedoch als sogenanntes Off-Label-Use-Arznei von Kassen oft nicht übernommen werden.
Am 16. März wird der Internet-Therapiebegleiter auf einer Veranstaltung der Landesarbeitsgemeinschaft Onkologische Versorgung Brandenburg e.V. (LAGO) ab 15 Uhr im Potsdamer Hotel Mercure vorgestellt. Guido Berg
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