Landeshauptstadt: Open Air in der Seifenoper
Die 5000. Folge steht an: Der Serien-Dauerbrenner „GZSZ“ lebt inzwischen auch von Musik-Promotion
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Babelsberg - Sie war Deutschlands erste tägliche Serie. Andere kamen - und gingen. „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ („GZSZ“) entwickelte sich zu einer der Säulen von RTL und gilt nach 20 Jahren in der Branche als gelungenes Beispiel für das Genre täglicher Serien. Immer stärker ist die Serie, deren 5000. Folge am Mittwoch ausgestrahlt wird, dabei zur Plattform für junge Musiker geworden.
Das weiß auch Udo Dahmen, Chef der Mannheimer Popakademie: „Viele Bands und Künstler nutzen das, um an der Zielgruppe dran zu bleiben“. Silbermond ist dafür ein Beispiel: Die Band hat ihren neuen Song „Himmel auf“ vor dem offiziellen Verkaufsstart auf dem „GZSZ“-Studiogelände in Babelsberg vor rund 450 Komparsen für das „Mauerflower-Festival“ präsentiert. Das im April inszenierte Open-Air-Festival steht im Mittelpunkt der am heutigen Montag beginnenden Jubiläumswoche, mit der Sender und Produktionsfirma Grundy Ufa die 5000. Folge feiern.
Die Serienmacher bauen damit einen festen Bestandteil der Soap aus: monatliche Musik-Events. Diese sind fest integriert in die Geschichte und kommen im Klub „Mauerwerk“ auf die Bühne, den die zwei Hauptfiguren Leon Moreno und John Bachmann betreiben. „Eine Klubszene und Konzerte gehören fest zum kulturellen Berlin“, sagt „GZSZ“-Producerin Marie Hölker. „Wollen wir das Leben dieser Stadt authentisch erzählen, gehört dies unbedingt dazu.“ Im „Mauerwerk“ gehörten bereits etablierte Stars wie Nena oder Unheilig zu den Gästen, Newcomer wie Livingston oder Stanfour diente der Auftritt als Sprungbrett. Für die Serie „geboren“ wurde die Band Dark Circle Knights - im Herbst 2011 erschien deren Album „Lost Daughter“ und war erfolgreich auf Musikdownload-Plattformen. Auf der „GZSZ“-Homepage finden sich alle Songs aus der Serie; 1,3 Millionen Videos schauen sich die Fans laut Sender dort durchschnittlich pro Monat an. Zudem werden die Besucher gefragt, von welchen Künstlern sie sich einen Auftritt in der Serie wünschen.
Längst verfolgen auch die großen Plattenlabel diese Entwicklung. „Keine Soap verfolgt Crosspromotion mit Musikbands so stringent wie GZSZ“, sagt Fred Casimir, Geschäftsführer von BMG Rights Management Deutschland. Der Musikverlag von Bertelsmann berät die Grundy Ufa unter anderem bei der Auswahl der Bands, die im Klub auftreten. Popakademie-Chef Dahmen sagt: „Auch für bereits bekannte Bands ist es interessant, sich in einer Sendung zu platzieren, von der man weiß, dass sie Kultstatus genießt.“ Und für Medienpädagoge Marcus S. Kleinert, Gastprofessor an der Popakademie, ist ein Musikauftritt ohne crossmediale Präsentation kaum noch denkbar: „Bei dem dicht umkämpften Medienmarkt kann man sich im Kampf um Aufmerksamkeit nicht auf seinen medialen Ort verlassen.“
Bei „GZSZ“ sollte von Anfang an moderne Musik untergebracht werden, meint Maya Götz, Leiterin des Internationalen Zentralinstituts für Jugend- und Bildungsfernsehen in München. Ein Höhepunkt seien die Songs von Yvonne Catterfeld gewesen, die in der Serie eine Hauptrolle spielte. „Inzwischen wird das noch viel geschickter und kommerzieller gemacht“, so Götz. Der Grund liegt auf der Hand: Zielgruppe der Serie sind Teenies und Twens. „Gerade für Jugendliche hat Musik eine große Bedeutung: Da sind so viele Gedanken, Gefühle, die ich gar nicht in Worte fassen kann“, erklärt Götz.
Die Serie spricht die Zuschauer offensichtlich an: GZSZ hat sich mit durchschnittlich rund vier Millionen Zuschauern im RTL-Vorabendprogramm längst etabliert. Zielgruppe sind die Zuschauer von 14 bis 49 Jahren, wobei der Fokus auf den Twens liegt. Ihnen werden neben den Irrungen und Wirrungen um Liebe und Freundschaft nebenbei auch gesellschaftlich relevante Fragen im Seifenoper-Format serviert. Mehr als 2000 Serien-Stunden waren bislang zu sehen.
Selbst die Politik ist aufmerksam geworden. Teenie-Schwarm Jascha Rust alias Zacharias Klingenthal (Zac) wurde gerade erst als Bio-Botschafter von Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) präsentiert. „Ich stehe auf Obst, das nach Obst schmeckt“, meinte der 21-Jährige zu seinem Engagement. „Als Schauspieler hat man oft sehr unregelmäßige Dreh- und damit auch Essenszeiten.“ Gesunde Ernährung sei darum umso wichtiger. Als „Bio-Botschafter“ unterstützt Rust nun das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) – ehrenamtlich.
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