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Von Hella Dittfeld: Operieren unterm Röntgenstrahl

Klinikum Ernst von Bergmann leistet sich einen Hybrid-Operationssaal für 1,2 Millionen Euro

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Roland Wagner, Chefarzt der Klinik für Gefäß- und Thoraxchirurgie am Klinikum Ernst von Bergmann, ist stolz auf seinen neuen Hybrid-Operationssaal, der jetzt kleine Schnitte selbst bei großen, schwierigen Operationen ermöglicht. Am Sonnabend wurde die neue Operationstechnik den Medien vorgestellt. Angetan mit steriler Bekleidung wurden die Medienvertreter im wahrsten Sinne des Wortes „eingeschleust“ und durften sich das Wunderwerk der Technik anschauen. Ein mit Kohlefaser belegter Operationstisch und Röntgentechnik, die das Innenleben des Patienten während der Operation anzeigt, macht die patientenschonende Operation möglich. Damit die Ärzte und Schwestern nicht durch die Strahlung belastet werden, tragen sie schwere Bleiwesten und -schürzen. Außerdem wird die Strahlenbelastung durch Routineuntersuchungen regelmäßig überwacht.

Premiere hatte der Hybrid-Operationssaal allerdings schon im Oktober. Zusammen mit sieben anderen OPs ging er nach umfassender Sanierung des OP-Traktes in Betrieb und inzwischen wurde dort bereits mehrfach operiert. Dabei geht es vor allem um Eingriffe an Blutgefäßen. Der Einsatz von Röntgentechnik während der Operation zeigt dem Chirurgen, wo er punktgenau ansetzen muss. Braucht der Patient zum Beispiel wegen eines Aneurysmas (Arterienerweiterung) einen künstlichen Ersatz für die Hauptschlagader, so muss nicht mehr der Korpus in ganzer Operationslänge geöffnet werden, es reichen vielmehr ein oberer und unterer Schnitt. Die künstliche Ader kann dann unter dem Röntgenbild „eingefädelt“ werden. Das erleichtert den Heilungsprozess erheblich, denn es müssen nur noch die kleinen Schnitte verheilen.

1,2 Millionen Euro hat sich das Klinikum die Hybrid-Operationseinrichtung kosten lassen, die Modernisierung des Raumes drumherum nicht mitgerechnet. Und Roland Wagner kann sich rühmen, dass man damit eine der modernsten Operationstechniken zur Verfügung hat. Es ist der einzige Hybrid-Operationssaal im Land Brandenburg. In Berlin hat nur noch das Herzzentrum einen solchen OP. Wie Wagner erläuterte, sei die Dunkelziffer bei Gefäßerkrankungen sehr hoch und es sei eine Aufgabe der Zukunft, hier die Diagnostik noch zu verbessern. Durch die höhere Lebenserwartung der Deutschen steige auch der Operationsbedarf. Der Durchschnittspatient in den OPs sei zurzeit 68 Jahre alt.

Seit dem 13. Oktober 2008 ist der Kliniktrakt mit insgesamt zwölf Operationssälen nach einer grundlegenden Erneuerung wieder in Betrieb. Vier Operationssäle befinden sich im Neubau, der im November 2007 eingeweiht wurde, für die anderen acht wurde die OP-Etage im Altbau im Laufe dieses Jahre komplett entkernt und nach neuesten Erkenntnissen saniert. Laut Pressereferentin Damaris Hunsmann sollen nach den Erneuerungen der Medizintechnik nun auch noch die Bettenhäuser saniert und mit größerem Komfort ausgestattet werden.

Das Potsdamer Klinikum, das zu den wirtschaftlich gesunden kommunalen Einrichtungen gehört, erfreut sich auch bei den Patienten steigender Beliebtheit. Der Ärztliche Direktor Hubertus Wenisch spricht von 14 000 operativen Eingriffen jährlich.Täglich seien das etwa 60 bis 70 Operationen, darunter komplizierte 12- und 14-stündige, aber auch kleine Eingriffe, die nur eine Viertelstunde dauern. Selbst an den Wochenenden gibt es keine operationsfreien Tage.

Neben der eigentlichen Operationstechnik ist zur Dokumentation der Eingriffe ebenfalls moderne Technik eingezogen. Per Computer wird vom Materialeinsatz bis zur Operationsdauer alles dokumentiert und kann per Bildschirm abgerufen werden.

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