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(Symbolbild)

© AFP

Distanzlernen trotz schlechten Internets an Potsdams Schulen: Optimales Wlan haben nur drei von 50 Schulen

Ab Montag gilt in Potsdam ab Klassenstufe 7 wegen Corona wieder Homeschooling. Wie lange, ist bisher unklar. Doch viele Schulen in der Stadt sind technisch nur unzureichend auf den Digitalunterricht vorbereitet.

Potsdam - Auf den wegen der Coronakrise erneut anstehenden Distanz- und Digitalunterricht sind viele Potsdamer Schulen offenkundig technisch nur bedingt vorbereitet. Besonders die Wlan-Bandbreite lässt zu wünschen übrig. Nach Einschätzung des Rathauses ist nur an drei der 50 Schulen eine „optimale Versorgung“ mit Wlan gewährleistet. 23 Schulen erreichen 67 Prozent der optimalen Bandbreite und sieben Einrichtungen kommen bislang auf weniger als 33 Prozent der optimalen Bandbreite. Diese Daten hatte die Verwaltung jüngst auf eine Anfrage des SPD-Stadtverordneten Nico Marquardt herausgegeben. Das Wlan ist besonders für Videokonferenzen entscheidend.

Wenn mehrere Nutzer im Netz sind, wird es schnell ruckelig

Allerdings hieß es aus dem Rathaus auch, dass seit Oktober 2018 an insgesamt zwölf Schulen die Bandbreite auf zumindest über 30 Megabit pro Sekunde erhöht worden sei. Doch wenn mehrere Lehrkräfte gleichzeitig via Video unterrichten wollen, reicht das nicht aus.

Und manche Schulen haben noch weniger Möglichkeiten: Die Fröbel-Förderschule habe gar kein Wlan, so teilte die Stadtverwaltung im Herbst mit. Und die Waldstadt-Grundschule sei "lediglich durch einen 16-Megabit-Anschluss versorgt“, erklärte das Rathaus damals auch. Weiter hieß es, die Stadt erfrage bei Breitbandanbietern quartalsweise mögliche Erweiterungen für die Standorte. Anlass für die Fragen waren Schilderungen von Lehrern gegenüber den PNN, dass sie von zu Hause aus Videokonferenzen auf privaten Rechnern geben müssen - weil das W-Lan in der Schule nicht reicht.

Hoffen auf den Digitalpakt - aber das dauert noch

Solche Unzulänglichkeiten wolle man mit rund 10 Millionen Euro aus dem Digitalpakt des Bundes ändern, die Gelder werden gerade beantragt und sollen auch für zusätzliche Rechner für die Schulen sorgen, so das Rathaus. Auch für die Unterrichtsvorsorge in Pandemie-Zeiten hatte die Verwaltung bereits im September beim Land Zuwendungen beantragt: Damit mindestens 2.300 Schüler, gerade aus finanziell schwachen Familien für das Lernen von zu Hause aus ein Tablet erhalten. Doch schon damals erklärte das Rathaus auch: "Eine terminliche Aussage, ab wann die Geräte bereitstehen kann noch nicht getroffen werden, da die Lieferzeiten bisher nicht bekannt sind. " Erst vergangene Woche räumte dann Bildungsdezernentin Noosha Aubel (parteilos) auf FDP-Nachfrage im Hauptausschuss ein, dass hunderte mobile Endgeräte für Schüler leider vom Hersteller noch nicht ausgeliefert worden seien - wegen der angespannten Marktlage. Eine Mittwochnacht gestellte PNN-Anfrage, wie viele Geräte überhaupt schon da sind oder wie lange es noch dauern könnte, hat das Rathaus bisher noch nicht beantwortet. Im November hatte die Stadt den PNN zumindest aber geschrieben, seit Jahresbeginn habe man rund 300 Notebooks als Klassensätze, Lehrerarbeitsplätze im Unterrichtsraum sowie für Verwaltungsaufgaben ausgegeben.

Dauerproblem IT-Betreuung

Ein weiteres Problem: Ein angekommenes Gerät muss noch lange nicht sofort funktionieren. Mehrfach hatten die PNN in den vergangenen Jahren über personelle Engpässe bei der kommunalen IT-Betreuung berichtet, an manchen Schulen standen monatelang Rechner ungenutzt, weil die städtischen Mitarbeiter keine Zeit zur Installation hatten. IT-Behördenleiter Thomas Morgenstern-Jehia hatte im Oktober erklärt, für die nötige IT-Betreuung der Geräte hätten zeitweise nur drei Mitarbeiter zur Verfügung gestanden - und einer dieser Kollegen bleibe stets als Corona-Reserve im Rathaus zurück. Diese Stellen waren allerdings auf zehn aufgestockt worden. Zugleich hatte Morgenstern-Jehia eine  Ausschreibung angekündigt, damit ein Unternehmen künftig den Support für die Schulen wirksam unterstützen kann. Zugleich schilderte er, dass allein das Einrichten einer besseren Server-Infrastruktur für eine Schule gut eineinhalb Wochen dauern könne.

Ab Montag Home Schooling ab Klassenstufe 7

Um weitere Infektionsketten zu unterbrechen, sollen wie berichtet die Potsdamer Schulen schon ab Montag auf Distanzunterricht umstellen – ab Klassenstufe 7. Davon ausgenommen sind Schüler in den Abschlussklassen. Das betrifft die Jahrgangsstufe 10, im Gymnasium die Jahrgangsstufe 12 und für Gesamtschulen die Jahrgangsstufe 13. Auch die Schüler in den Oberstufenzentren, die sich im letzten Ausbildungsjahr befinden, sowie die Schüler in den Förderschulen bleiben grundsätzlich im Präsenzunterricht. Zudem gilt als sicher, dass spätestens nach den Weihnachtsferien die Schulen auf Distanzunterricht umstellen müssen.

School-Cloud aus Potsdam

Als erfolgreiches Modell übrigens School-Cloud des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts (HPI). Mehr als ein Jahr nach ihrem Start nutzten 562 Schulen im Land, etwas mehr als jede zweite Einrichtung, diese gerade auch in der Corona-Krise wichtige Online-Lernplattform. Das hatte Staatskanzleichef Benjamin Grimm (SPD), zugleich Digital-Beauftragter des Landes, vor wenigen Tagen erklärt. Er hatte auch gesagt: In Brandenburg sollen alle 300.000 Schüler im nächsten Schuljahr eine eigene, standardisierte E-Mailadresse bekommen, nachdem dann alle Schulen mit der Cloud ausgestattet sind. Allerdings könnte die Pandemie dann schon abflauen.

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