Landeshauptstadt: Optimismus per Videokonferenz
Brandenburger Oberbürgermeister lobten gestern Potsdams Bewerbung zur Stadt der Wissenschaft
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Frank Szymanski, Oberbürgermeister von Cottbus, ruckelt. Seine Bewegungen werden nur im Sekundentakt übertragen, sein Lächeln zerfällt in sichtbare Computer-Pixel. Dabei hat der frühere brandenburgische Bauminister viele gute Wünsche für „Jann“ zu verkünden: „Ein Kompliment für Potsdams Bewerbung zur Stadt der Wissenschaft: Sie zeigt auf beeindruckende Weise, wie toll sich der Standort entwickelt hat.“
Nicht nur Szymanski sicherte gestern mit Hilfe moderner Technik seine Unterstützung zu: Per Videokonferenz sprach Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs gestern gegen Mittag mit den drei Oberbürgermeistern der anderen kreisfreien Städte Brandenburgs sowie den Chefs der Landes-Hochschulen außerhalb Potsdams. Und alle lobten sie die Bewerbung und zeigten sich zuversichtlich, dass Potsdam morgen den angestrebten Titel „Stadt der Wissenschaft 2008“ erhält – und nicht Konkurrenten Jena. „Es geht nicht, dass wir nicht gewinnen“, sagte Dieter Wiedemann, Präsident der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF), der die Videokonferenz im Audiovisuellen Zentrum der Potsdamer Universität Am Neuen Palais auf dem Stuhl neben Jakobs erlebte. Hinter ihnen: Das bunte Logo mit dem Motto „Wellen, Wetter, Wunder“, unter dem sich Potsdam beworben hat.
Die anderen kreisfreien Städte und ihre Wissenschaftseinrichtungen erhoffen sich durch den möglichen Titel für Potsdam auch eigene Vorteile – durch Kooperationen. „Bei fast allen geplanten Projekten für 2008 besteht die Möglichkeit, dass sich externe Partner anschließen können“, machte Wiedemann deutlich. Deshalb möchte sich Jann Jakobs in diesem Jahr noch einmal persönlich mit den Bürgermeistern von Cottbus, Frankfurt (Oder) und Brandenburg (a. d. Havel) treffen, wie er während des elektronisch unterstützten Gesprächs sagte – um genaue Möglichkeiten der Zusammenarbeit für 2008 zu klären.
Unterdessen haben sich weitere prominente Wissenschaftler der Stadt gegenüber den PNN für die Bewerbung Potsdams stark gemacht. „Ich habe die Hoffnung, dass Potsdam noch mehr als bisher Magnet für den wissenschaftlichen Nachwuchs wird“, sagte Prof. Matthias Steinmetz vom Astrophysikalischen Institut (AIP). Auch der Direktor des Hasso Plattner Instituts (HPI) will morgen die Daumen drücken. „Die Einzigartigkeit des Wissenschaftsstandorts Potsdam verdient es, national und international viel stärker bekannt gemacht zu werden“, sagte HPI-Direktor Christoph Meinel. Dies ist auch nach Einschätzung von Dr. Hans Ehlert der Fall. Der Chef des Militärgeschichtlichen Forschungsamts sprach von dem möglichen Titel als einer „wichtigen und motivierenden Anerkennung“ für einen langen Prozess: „Diese Erfolgsgeschichte wird auch fortgeschrieben, sollte sich Jena morgen durchsetzen.“
Davon geht Sabine Kunst allerdings gar nicht erst aus. Die Uni-Rektorin wird zusammen mit Jakobs und Filmpark-Chef Friedhelm Schatz morgen ab 9.30 Uhr die Potsdamer Bewerbung in Braunschweig vorstellen. Sie blickt schon auf 2008 voraus: „Bürger und Gäste der Stadt werden in vielen Veranstaltungen Potsdam als Wirkstätte spannender Wissenschaft erleben, die auch die Wirtschaftskraft stärkt.“
Auch Jakobs zeigte sich gestern optimistisch. „Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es klappen müsste“, so das Stadtoberhaupt. Allerdings wäre es schöner gewesen, gegen eine größere Zahl von Konkurrenten bestehen zu müssen – nur Jena ist mit im Rennen. Potsdam hatte sich vor zwei Jahren bereits um den Titel „Stadt der Wissenschaft 2006“ beworben, war aber in der Vorrunde gescheitert. Sechs Städte hatten damals teilgenommen, Dresden gewann den Wettstreit. „Wir sind nun wesentlich besser vorbereitet, dies muss man so deutlich sagen“, so Jakobs. Bekommt Potsdam den Titel, möchte Frank Szymanski übrigens als Erster informiert werden: „Ruf mich am Mittwoch an, Jann“, sagt er, während die Lautsprecher hinter den Video-Schirmen zum wiederholten Male laut knarzen.
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